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Archiv-Artikel

Immer gereimt, nicht immer Quatsch

Nun alle mit den Armen rudern: Die Oldenburger Band Blindfische rockt für Kinder – schön, schräg und manchmal ernsthaft

„Es ist nicht dieses Klassische ‚Ein Mann mit Gitarre spielt ein Lied‘, was es für Kinder sonst so oft gibt“, sagt Andi Steil, der Trommler der Oldenburger Band Blindfische. Worum es bei ihnen gehe, das sei Rockmusik, und zwar – ganz wichtig – „handgemacht“. Gitarre, Bass und Schlagzeug, wie man es kennt. Nur die Zielgruppe ist eine andere: Die Blindfische machen Rockmusik für Fünf- bis Zehnjährige. Oder vielmehr: „Musik und Quatsch“, wie einer ihrer kleinen Fans ihnen in einem Brief schreibt.

Neben Rockmusik gibt es auch HipHop auf der neuen CD „Im Netz“ oder Stücke mit Reggae-Einflüssen. Was dabei herauskommt, ist vor allem in Kombination mit den Texten sehr schräg: „Ketchup mit Hands up, Griesbrei mit schulfrei, Frikadellen mit Handschellen. Und dann noch ‘n Tortenstück mit ‘nem Haufen Glück“, albern sie beispielsweise in ihrem Lied „Ich koch‘ Spinat“.

Die Blindfisch-Texte sind immer gereimt, aber nicht immer Nonsens. Man findet auch ernstere Stücke auf ihren CDs: Über das Gefühl, wenn die Eltern getrennt leben. Oder wie es ist, wenn man nachts aufwacht mit einem schlimmen Traum im Kopf. Oder wie doof es sich mit Kopfläusen lebt.

Der Markt für Kinderprodukte wächst und die Musikindustrie versucht, sich immer jüngere Zielgruppen zu erschließen. In die Kommerz-Schublade wollen sich die Blindfische aber nicht stecken lassen. Als sie vor zehn Jahren anfingen, wollten sie einfach mal testen, ob Kinder kindgerechte Rockmusik mögen. Und das tun sie, das war schon nach wenigen Auftritten in und um Oldenburg klar.

Leben können die drei Musiker von ihren Blindfisch-Mühen alleine nicht. Alle drei arbeiten nebenbei an anderen Projekten: Andi macht Kabarett, Gitarrist Markus Rhode Jugend-Theater und Bassist Rolf Weinert arbeitet als technischer Assistent bei den Biologen an der Universität in Oldenburg. Ihre CDs verkauften die Musiker bislang über ihr eigenes Label „Knallfrosch Musik“. Seit diesem Sommer sind sie nun bei einer „richtigen“ Plattenfirma unter Vertrag, die den Vertrieb der CDs organisiert. Das sei schön, aber nicht entscheidend, meint Rolf: „Wir müssen nicht erfolgreich sein – wir können jederzeit zurück. Und wenn uns irgendwas nicht passt, vertreiben wir die CDs eben wieder über unser eigenes Label.“

Die Blindfisch-Musik können auch viele Eltern ertragen, die ihre Kinder zu den Konzerten begleiten. „Wirkliche tolle Musik, die vor allem auch Rhythmus für das große Kind hat“, lobt eine Mutter im Gästebuch der Blindfische. „Ja, wir geben auch schon mal richtig Gas“, sagt Rolf zufrieden. Aber immer in kinderfreundlicher Lautstärke, versteht sich.

Auf den Konzerten wird viel gehüpft und getanzt: Die kleinen Zuhörer lernen den „Blindfisch-Gruß“, tanzen den „Seemannsgang“, oder rudern wild mit den Armen, um genug Energie für die Instrumente der Band zu erzeugen. „Kinder sind kein konzertantes Publikum“, meint Andi. „Die sitzen nicht still und lauschen.“ Und wenn ihnen die Musik nicht gefällt, stehen sie auch schon mal auf und gehen nach Hause. Dorothea Siegle

Infos: www.blindfische.de