piwik no script img

Archiv-Artikel

Montagsdemo fordert mehr mediale Aufmerksamkeit

Mit einer Kundgebung vor dem DuMont-Carré protestieren rund 250 Demonstranten gegen mangelnde und negative Berichterstattung über die Anti-Hartz-Bewegung. Für die bundesweite Demo am Samstag in Berlin wird in Köln kaum mobilisiert: Die Unterstützung des DGB fehlt völlig

Köln taz ■ Bei der siebten Kölner Montagsdemonstration war große Medienschelte angesagt. Vor allem die DuMont-Presse „schweigt die Anti-Hartz-Proteste mehr oder weniger tot“, sagte Christoph Rückert, Mitglied der neu gegründeten „Initiative Montagsdemo Köln“ zum Demoauftakt am Roncalliplatz. Daher sei diese Woche das DuMont-Carré an der Breite Straße/Ecke DuMont-Straße als Kundgebungsziel ausgesucht worden.

Ihre geplante Route mussten die Veranstalter dann allerdings kurzfristig ändern. Die Polizei dirigierte die Demonstranten zum Offenbachplatz und erlaubte vor dem DuMont-Carré nur einem Zwischenstopp. Dort wetterte Claus Ludwig, der für das Bündnis „gemeinsam gegen sozialraub“ gerade in den Kölner Stadtrat gewählt wurde, gegen die „Tradition des DuMont-Konzerns, Bewegungen von unten zu verschweigen“. Dies sei allerdings kein Wunder, erklärte Ludwig. Schließlich sei DuMont ein Konzern, der über Beteiligungen etwa am Esch-Oppenheim-Fonds zu jenen gehöre, „die Köln in den letzten Jahren ausgeplündert haben“. Aber auch der WDR habe erst dann über die Montagsdemos berichtet, als es „Irritationen“ zwischen den Veranstaltern gegeben habe „und dann gleich vom Ende der Montagsdemos geredet“, kritisierte Ludwig.

Dass die Proteste allmählich abflauen, ist allerdings nicht zu übersehen. Nach dem Ausstieg der bisherigen Organisatoren um das Kölner Arbeitslosenzentrum (KALZ) und Attac Köln demonstrierten diese Woche nach taz-Zählung nur noch rund 250 Menschen, die Veranstalter sprachen von etwa 330 Teilnehmern. „Es ist schwierig, eine wöchentliche Demo über einen längeren Zeitraum aufrecht zu erhalten“, suchte Heinrich Piotrowski, Kölner PDS- und Attac-Mitglied, gegenüber der taz nach einer Erklärung. Trotzdem werde Attac Köln auch zur nächsten Montagsdemo aufrufen. Aber man müsse jetzt verstärkt überlegen, „wie die Proteste über den Winter gebracht werden können“, erklärte Piotrowski an die Adresse der neuen Veranstalter.

Dass sich die Bewegung dabei nicht auf Massenmobilisierung durch die Gewerkschaften stützen kann, zeigt die mangelnde Kölner Vorbereitung für die bundesweite Anti-Hartz-Demonstration am Samstag in Berlin. Der Kölner DGB ruft weder zur Teilnahme an der Kundgebung auf, noch organisiert er Transportmöglichkeiten. „Der DGB-Bundesvorstand hat uns ausdrücklich angewiesen, diese Veranstaltung nicht zu unterstützen“, erklärte Kölns DGB-Chef Wolfang Uellenberg-van Dawen.

Weil aber andere Kölner Organisationen wie das KALZ oder Attac derzeit weder die Ressourcen noch die Strukturen haben, um für eine solche Großveranstaltung zu mobilisieren, dürfte die Kölner Beteiligung an der Demo am Samstag eher dürftig ausfallen. Lediglich die SAV Aachen hat einen Bus gechartert, der über Köln nach Berlin fahren wird (telefonische Anmeldung: 0241/51 53 177). Entsprechend pessimistisch sieht Thomas Münch vom KALZ die Aussichten für Samstag und die Zukunft der Anti-Hartz-Proteste: „Wenn die Gewerkschaften nicht dahinter stehen, ist das tot.“ Susanne Gannott