: Kardinal Sterzinsky steht zu Kirchenzeitung
Der Diözesanrat wirft der „Katholischen Sonntagszeitung“ Antisemitismus vor und fordert in einem offenen Brief die Vertragskündigung mit der Zeitung. Berlins Kardinal Georg Sterzinsky sieht jedoch keinen Handlungsbedarf
Das Erzbistum Berlin will trotz Antisemitismus-Vorwürfen derzeit an der eigenen Kirchenzeitung festhalten. Im Moment bestehe keine Notwendigkeit, „aktuell und zeitnah“ auf die Forderung des Diözesanrates nach Kündigung des Vertrages mit der Katholischen Sonntagszeitung zu reagieren, sagte der Erzbistumssprecher Stefan Förner am Dienstag in Berlin. Kardinal Georg Sterzinsky habe seine Kritik an dem Editorial des Verlegers und Herausgebers Dirk Hermann Voß zum Gazakrieg bereits zum Ausdruck gebracht.
In dem Text von Voß, der Mitte Januar im Mantelteil der Zeitung veröffentlicht wurde, hieß es: „Wie in einem Blutrausch hat sich die israelische Regierung mit dem Krieg im Gazastreifen vollständig der Logik der Gewalt verschrieben.“ Der Diözesanrat hatte deshalb als höchste Laienvertretung im Erzbistum in einem offenen Brief „nachdrücklich“ um eine Kündigung des Vertrages „zum frühestmöglichen Zeitpunkt“ gebeten. Da es sich bei dem Schreiben des Diözesanrates um einen offenen Brief gehandelt habe, „sehen wir uns gerade nicht genötigt, sofort zu reagieren“, sagte Förner. Bei einem der nächsten Treffen mit dem Gremium werde jedoch über den Umgang mit der Kirchenzeitung gesprochen werden. Förner betonte, prinzipiell sei Kritik an Israel möglich. Die Grenzen habe Sterzinsky bereits aufgezeigt. Sterzinsky hatte als Reaktion auf das Editorial Anfang Februar in der Zeitung erklärt, die Formulierung „wie in einem Blutrausch“ habe ihn entsetzt. Auch wenn es nicht so beabsichtigt gewesen sein sollte, erinnere sie „doch an antijüdische Stereotype, die in unserem Sprachgebrauch keinen Platz haben dürfen“.
Sitz der Mantelredaktion der Katholischen Sonntagszeitung ist Augsburg. Sie erscheint in den Bistümern Berlin, Regensburg und Augsburg und wird bundesweit mit einer wöchentlichen Auflage von rund 100.000 Exemplaren verbreitet. Die Zeitung berichtet nach eigener Darstellung über Menschen, Werte und Hintergründe zu gesellschaftspolitischen und kirchlichen Themen. Herausgeber für den Lokalteil des Erzbistums Berlin ist Erzbischof Georg Kardinal Sterzinsky.
Im Erzbistum Berlin gibt es nach Angaben der Katholischen Sonntagszeitung rund 400.000 Katholiken und 108 Pfarrgemeinden. Nach Angaben von Erzbistumssprecher Stefan Förner hat der Kommentar des Herausgebers Dirk Hermann Voß in den anderen Erscheinungsgebieten Augsburg und Regensburg keine vergleichbare Kritik hervorgerufen. EPD