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Archiv-Artikel

Lonsdale gegen Image

Neusser Bekleidungs-Firma „Punch“ will plötzlich entdeckt haben, dass Neonazis ihre Textilien schätzen

NEUSS dpa ■ Die Reklame bei Neonazi-Aufmärschen war zwar kostenlos, aber dem Unternehmen dennoch nicht geheuer. Kapuzenpullover von „Lonsdale“ wurden zur Lieblingskleidung gewaltbereiter Kahlköpfe. Getragen unter der offenen Bomberjacke sind die Buchstaben „NSDA“ zu lesen. Zwar fehlt der Buchstabe P für die Hitlerpartei NSDAP, doch dafür ist der englische Schriftzug rechtlich unangreifbar. Mit einer Marketingkampagne geht die Neusser Firma „Punch“, die die britische Sportmarke in Deutschland vertreibt, nun gegen das Skinhead-Image vor.

Den Anfang wagten die Marketing-Strategen in der sächsischen Oberlausitz. Die Neusser sponserten dort ein multikulturelles Kulturfestival. Initiativen gegen Rechtsextremismus erhielten kostenlos T-Shirts mit dem „Lonsdale“-Schriftzug. Schließlich betätigten sich die Neusser als Trikot-Sponsor für eine afrikanische Fußball-Mannschaft. Unter dem Slogan „Lonsdale loves all colours“ („Lonsdale liebt alle Farben“) liefen die farbigen Fußballer in den Stadien auf.

Den letzten Ausschlag für das Engagement habe neben Medienberichten eine Meinungsumfrage in der jugendlichen Käuferschicht gegeben. Von vielen potenziellen Käufern wurde die Marke dabei mit der Neonazi-Szene in Verbindung gebracht. „Wir leiden unter der Vereinnahmung der rechten Szene“, beklagt Tobias Heupts, Marketing-Chef für Lonsdale Deutschland. Genaue Zahlen nennt Heupts nicht, aber das Ergebnis sei „abschreckend“ gewesen.

Das Unternehmen startete das Wagnis, sich von einem Teil seiner Kunden bewusst zu distanzieren. Verträge mit 14 Händlern, die zum Dunstkreis der rechten Szene zählten, wurden gekündigt. Dennoch erwartet Heupts für das laufende Geschäftsjahr mit 3,8 Millionen Euro nahezu stabile Umsätze. Ein leichter Rückgang sei auf die wirtschaftliche Lage zurückzuführen.

Auch Verfassungsschützer attestieren Lonsdale inzwischen, dass das Unternehmen sich glaubwürdig von der rechten Szene distanziere. Vertreter von Anti-Rassismus-Initiativen im Osten bescheinigen die Wirkung der Bemühungen: In der rechten Szene sei es „zu regelrechten Kleiderverbrennungen gekommen“.