Nicht vergessen: Freiheit heilt

Fünf Bremerinnen arbeiteten bei der schrittweisen Öffnung einer geschlossenen Psychiatrie-Anstalt in Albanien mit. Gestern berichteten sie von ihren Erlebnissen

Bremen taz ■ Die Bilder lassen an ein Gefängnis denken. „Menschen mit kahlen Köpfen, teilweise nackt, schrieen und streckten uns bettelnd durch Gitterstäbe die Hände entgegen“, beschreibt Maren Bockelmann ihre ersten Eindrücke von der psychiatrischen Anstalt im albanischen Vlora. Zwei Monate verbrachte die Heilerziehungspflegerin mit Kolleginnen der Bremer Initiative zur sozialen Rehabilitation und Vorbeugung psychischer Erkrankungen und zwei Studentinnen der Sozialpädagogik dort. Gestern berichteten die Frauen von ihrer Mitarbeit bei einem Programm des United Nations Office for Project Services, welches die schrittweise Öffnung der geschlossenen Einrichtung unterstützt.

„In der Anstalt wurden Menschen verwahrt, nicht behandelt. Ausgang war nicht gestattet, Therapie hieß Vergabe von Medizin“, erzählt Bockelmann. Patienten und Pflegern dort alternative Behandlungsformen aufzuzeigen, sei nicht leicht gewesen. Trotzdem hätten die Frauen den Leitsatz „Freiheit heilt“ nicht aus den Augen verloren. Sie entwickelten Freizeitaktivitäten am nahen Strand, für deren Weiterführung sie freiwillige Mitarbeiter vor Ort gewannen.

„Wir haben uns häufig gefragt, ob wir langfristige Veränderungen bewirken können“, erinnert sich die Studentin Sandra Sprenger, „wir haben Denkprozesse angestoßen. Zum Abschlussfest luden wir mehr als 100 Patienten in den Park ein – etwas nie Dagewesenes. Es war unglaublich, welche Lebensfreude die jahrelang in der Anstalt dahin vegetierenden Patienten entwickelten, wenn man nur ein Radio brachte und sie tanzen konnten.“

Die Psychologin Katrin Lange ist noch in Vlora und betreut den Aufbau einer Aufnahmestation. Einzuweisende Patienten sollen dort sorgfältiger untersucht und Entlassungen vorbereitet werden. In einem Brief berichtete Lange kürzlich von den Früchten des Einsatzes im Sommer: Die Isolationszelle auf der Frauenstation wurde inzwischen abgeschafft. vb

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