DIE GROSSMÄCHTE IM SICHERHEITSRAT LASSEN DIE KONGOLESEN IM STICH
: Die Warlords lachen sich ins Fäustchen

Seit 1994, als der UN-Sicherheitsrat während des Völkermords den Abzug der in Ruanda stationierten Blauhelme beschloss, ist keine UN-Mission vom Sicherheitsrat so desavouiert worden wie jetzt die „Monuc“ in der Demokratischen Republik Kongo. 23.900 Soldaten statt der bisherigen 10.800 hatte die Missionsleitung gefordert, um in dem Krisenland von der Größe Westeuropas einigermaßen Präsenz zeigen zu können. UN-Generalsekretär Kofi Annan hatte klar gemacht, dass dies eher eine Mindestanforderung darstellte. Zum Vergleich: Kongos teils noch aktive Bürgerkriegsarmeen haben zusammengenommen geschätzt 320.000 Mann unter Waffen. Und was tut der Rat? Er fällt Annan und der Monuc in den Rücken und beschließt eine Truppenverstärkung um weniger als die Hälfte des geforderten Umfangs. Und um das Maß voll zu machen, gibt er dieser zu kleinen Mission auch noch ein zu großes Mandat: Die Blauhelme bekommen die Verantwortung für sämtliche zur Befriedung des Landes nötigen politischen Schritte – aber nicht die Mittel dazu.

Wissen die Großmächte – einschließlich Deutschlands, denn die Resolution 1565 wurde einstimmig verabschiedet –, was sie da angerichtet haben? Erst vier Wochen ist es her, da musste intensive internationale Krisendiplomatie abwenden, dass Kongos Allparteienregierung vollends auseinander bricht und die verfeindeten Parteien erneut gegeneinander in den Krieg ziehen. Nun können sich die Störer des Friedensprozesses ins Fäustchen lachen. Bei der nächsten Krise werden die Warlords keine Rücksicht auf die UN nehmen.

Die Leidtragenden sind, wie immer, die einfachen Kongolesen, die auf den Rest der Welt gezählt hatten, um ihre eigenen Gewaltherrscher in die Schranken zu weisen. Drei Millionen von ihnen haben das in den letzten sechs Jahren bereits mit dem Leben bezahlt. Es werden nicht die letzten Opfer gewesen sein. Was für ein Offenbarungseid der „internationalen Gemeinschaft“ in dem Jahr, in der die Vereinten Nationen salbungsvoll gelobt hatte, nie wieder so zu scheitern wie in Ruanda vor zehn Jahren. DOMINIC JOHNSON