: Herbst lässt Arbeitslosenzahl sinken
Im September sinkt saisonbedingt die Zahl der Arbeitssuchenden in NRW. Lage am Lehrstellenmarkt katastrophal
DÜSSELDORF taz ■ Nur die trübere Jahreszeit sorgt für einen entspannteren Arbeitsmarkt: Im September ist die Zahl der Erwerbslosen in Nordrhein-Westfalen um 17.600 auf 883.700 zurückgegangen. Wie die Regionaldirektion der Bundesagentur für Arbeit gestern in Düsseldorf berichtete, sank die Arbeitslosenquote an Rhein und Ruhr in diesem Monat von 10,3 auf 10,1 Prozent. Der Aufschwung liege allerdings nicht an einer verbesserten wirtschaftlichen Lage. „Wir spüren keine konjunkturellen Impulse“, hieß es. Der Rückgang folge vielmehr dem üblichen Trend nach Ende der Sommerpause, die Nachfrage der Wirtschaft nach Arbeitskräften bleibe verhalten. Im Vergleich zum Vorjahresmonat wurden nun 22.100 Arbeitslose mehr gezählt.
Die nach Ende der Sommerferien gestiegene Zahl der Abgänge aus der Arbeitslosigkeit belegen der Behörde zufolge, dass es immer mehr Stellenlose gelingt, eine Erwerbstätigkeit aufzunehmen. Eigeninitiative und die Bereitschaft zur Annahme von weniger attraktiven Angeboten hätten deutlich zugenommen.
Unterdessen spitzt sich die Situation bei der Langzeitarbeitslosigkeit weiter zu. Im Vormonat waren 379.000 gemeldete Arbeitslose länger als ein Jahr ohne Stelle – 47.900 oder 14,5 Prozent mehr als ein Jahr zuvor.
Trotz des seit Monaten angepriesenen Ausbildungspaktes ist die Lage für Lehrlinge mehr als düster: Fast zehntausend junge Männer und Frauen suchten im September ohne Erfolg eine Ausbildungsstelle. Das waren 2.400 mehr als im vergangenen Jahr. „Das ist das schlechteste Zwischenergebnis seit 1997“, sagte die Leiterin der Regionaldirektion, Christiane Schönefeld.
Das Land versucht nun, die leer ausgegangenen Jugendlichen aus der Statistik zu holen: In den nächsten Wochen sollen verstärkt bis zu einjährige Praktika in Betrieben angeboten werden, die den noch Suchenden eine Einstiegschance bieten sollen. Die Betriebe können sich über kostenlose Arbeitskräfte freuen: die Landesregierung stellt 17 Millionen Euro für 4.780 Praktikumsplätze zur Verfügung. Diese Praktika sollen später auf eine Ausbildung angerechnet werden können.
Die Arbeitsagenturen sprechen sich trotzdem weiterhin gegen eine Ausbildungsplatzumlage aus. Die Lösung liege nicht in zusätzlichen Abgaben, sondern unter anderem in einer besseren Einstiegsqualifikation der Bewerber. „Wir werden bis zum Jahresende noch intensiv nacharbeiten müssen“ sagt Schönefeld.
ANNIKA JOERES