Neue Filme: Diese Woche neu im Kino
Land of Plenty
D/USA 2004, Regie: Wim Wenders. 123 Min.
Wim Wenders’ neuer Film ist ein Road Movie, sein Ort aber kein reales, sondern ein durch und durch allegorisches Amerika. Anders als in Wenders’ frühen und schönen Filmen wie „Alice in den Städten“ ist für die eigentliche Bewegung, für den Blick auf die Orte, den Raum, die Zeit kaum mehr Platz. Orte wie Figuren werden mit Botschaften plakatiert: vom Verlust der Unschuld, vom Vietnam-Trauma, vom Glauben, der Erlösung des Ruhelosen verspricht. Die Christin Lana (Michelle Williams) durchquert mit ihrem paranoiden Onkel Paul (John Diehl) Amerika. Die Figur des Paul ist dabei nicht mehr und nicht weniger als eine Allegorie der USA: Im Herzen gut, aber schwer geschädigt durch das Trauma Vietnam; erneut getroffen durch den 11. September und in absurde Terrorismus-Paranoia getrieben. Das tatsächliche Amerika interessiert Wenders so wenig wie die Kraft des Kinos, Wirklichkeit zu bezeugen in einem nur dem Film eigenen Blick. Dafür ist die Verheißung der Wahrheit im Schlussbild eine durch und durch christliche Geste. Das Kino Wenders’ hat seinen Ort im Himmel, nicht mehr auf Erden.
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