: Der Verdacht fällt auf al-Qaida
In den arabischen Ländern werden die Anschläge von Taba als Reaktion auf die israelische Militäraktion im Gaza-Streifen gesehen. Ägypten bangt um Tourismus
KAIRO taz ■ In ersten Reaktionen auf die Anschläge von Taba schlossen sowohl israelische als auch ägyptische Behörden eine militante palästinensische Gruppierung als wahrscheinlichen Täter aus. Auch der Hamas-Sprecher in Gaza, Fawzi Barhum, stritt jegliche Beteiligung seiner Organisation ab: „Die Widerstandsstrategie von Hamas ist sehr klar. Wir operieren nur in Palästina.“
Daher wurde mit dem Finger eher in Richtung al-Qaidas und anderer international agierender militanter islamistischer Gruppen gedeutet. Erst vor sieben Tagen hatte sich Aiman al-Sawahiri, die Nummer zwei al-Qaidas, in einer vom arabischen Fernsehsender al-Dschasira ausgestrahlten Tonbandaufnahme zu Wort gemeldet. „Es ist eine Pflicht aller Muslime, Palästina zu befreien“, hatte der Ägypter damals erklärt. Allerdings drohte er vor allem Staaten, die Israel unterstützen. Ägypten, das 1979 mit Israel den Camp-David-Friedensvertrag unterschrieben hatte, erwähnte er nicht.
Auf arabischer Seite werden die Anschläge auf Israelis in Ägypten meist mit der letzten israelischen Offensive in Verbindung gebracht. Bei der großen Militäraktion, die am 29. September im Gaza-Streifen begann, haben bisher 84 Palästinenser ihr Leben verloren. „Ich glaube die Explosionen stehen direkt im Zusammenhang mit den Ereignissen in Gaza“, sagte Magdi Radi, der Sprecher der ägyptischen Regierung.
Aber vor allem in der ägyptischen öffentlichen Meinung dürfte jegliche heimliche Zustimmung über die Anschläge gegen Israelis schnell versiegen. Nach dem letzten Attentat gegen Touristen in Luxor 1997, bei dem 53 Besucher erschossen wurden, war der Tourismus vollkommen zusammengebrochen. Für ein Land, in dem jeder 10. Arbeitsplatz direkt oder indirekt vom Tourismus abhängt, eine Katastrophe. Neu ist in jedem Fall der Sinai als Anschlagsort. Auch in den 90er-Jahren, als ägyptische militante Islamistengruppen wie Gamaa Al-Islamya vor allem das Niltal unsicher machten, galt die Halbinsel stets als sicher. Die wenigen Zufahrtswege über den Suezkanal können leicht überwacht werden, auch im Sinai selbst muss jedes Auto auf dem Weg Richtung israelische Grenze mehrere Straßensperren passieren. Dieses Gefühl der relativen Sicherheit ist auch einer der Gründe, warum Ägyptens Präsident Hosni Mubarak selbst einen guten Teil des Jahres im Rotmeer-Badeort Scharm al-Scheich verbringt. KARIM EL-GAWHARY