: berliner szenen Die Mediengruppe
Im Volkspalast
Eine berechtigte Frage: Warum heißt die Mediengruppe Telekommander nicht besser Mediengruppe Terrorkommander? Oder – in Anlehnung an den Punk, an sie sich ja auch anlehnen – Terrorgruppe Medienkommander? Jedenfalls ist man vom Wochenende schon einigermaßen ausgehöhlt als – „auch das noch“ – die verhängnisvolle Nachricht kommt. Die Mediengruppe Telekommander geben im Volkspalast das letzte Konzert ihrer Tournee – und natürlich kann man sich nicht entziehen, schließlich soll diese Wiener-Berliner Band zu den besten deutschen Liveacts derzeit gehören, da gehen sicher alle hin, da muss man einfach auch hin, egal, dass die Woche mit diesem Entschluss nicht so beginnen wird, wie sie beginnen sollte.
Der Volkspalast entpuppt sich als der beste Ort für diese kranke Band: Abgespeckt, zugig und dark ist es hier – genau richtig für die Mediengruppe mit ihrem mitreißend monotonen Elektropunk, ihren ebenso windigen wie ekligen Texten von Zeichen, die nichts bezeichnen, von Medienhypes und anderen Trends, dem Tod der New Economy und „T-Shirts mit Andreas Baader drauf“.
Vielleicht liegt’s an der Kälte, dass alle so heiß tanzen und springen und sich immer wieder von der Bühne ins Publikum plumpsen lassen, als gälte es mindestens das Leben. Vielleicht liegt’s aber auch daran, dass die beiden Männer von der Mediengruppe so blass und pennälerhaft wirken – und dass man einfach staunt und sich mit ihnen freuen muss, wie sie den großen, ausverkauften Saal trotzdem so herrlich hysterisch zum Platzen bringen. Vielleicht liegt’s aber auch an den Fans, die jedes einzelne Lied der Mediengruppe von vorne bis hinten mitsingen können. Und es sind viele, die das können. SUSANNE MESSMER