Gemma Tauben sprayen

Ein Wundermittel gegen Tauben soll die Flüssigkeit Colomba NT sein. Auf Gemäuer gesprüht, vergrämt sie die Vögel mit ihrem Bitterstoff

„Nach dem Test am Museum hoffen wir, dass das Mittel die Wahl schlechthin ist.“

Von Jennifer Neufend

Wolfgang Hornbostel, Direktor des Museums für Kunst und Gewerbe, scheint ein ruhiger und ausgeglichener Mann zu sein. Eines jedoch bringt ihn auf die Palme: Tauben. „Seit zehn Jahren bedrückt uns die Taubenplage“, bedauert Hornbostel. Seitdem um das ehemalige Kaufhaus Horten nebenan ein Taubennetz gelegt wurde, haben „die Tauben ein neues Asyl gesucht, das waren wir“, so Hornbostel niedergeschlagen.

Die Mitarbeiter des Museums für Kunst und Gewerbe würden schon gar nicht mehr ihre Fenster öffnen, weil es nach Taubenkot stinke. Die kleinen Federchen, die durchs ganze Gebäude fliegen, belästigen Hornbostel und Kollegen. Was tun?

Eine ganz neue Idee zur Taubenvergrämung hatte Wolfgang Vaas-Ruchti: Colomba NT. Was erst mal klingt wie eine biochemische Waffe, ist ganz natürlich und somit auch nicht schädlich für Mensch und Tier. Aus vier verschiedenen Pflanzen hat Vaas-Ruchti mit seiner Firma Ligno Tec eine Flüssigkeit mit einem Bitterstoff entwickelt, den Tauben nicht gern riechen. Damit der Mensch sich nicht ekelt, duftet für ihn das Wässerchen nach Zitrone. Diese Tinktur wird mit einem Hochdruckgerät oder einem einfachen Gartenschlauch auf Fassaden oder Fenstersimse verteilt.

Das Augsburger Rathaus wird seit einem Jahr regelmäßig mit Colomba NT eingesprüht. Seitdem lassen sich dort kaum noch Tauben nieder. „Die Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin in Dortmund hat uns bescheinigt, dass unser Produkt biologisch ist und vertrieben werden darf“, freut sich Vaas-Ruchti.

Nun ist auch der Hamburger Senat auf das Wunderwässerchen aufmerksam geworden. Das erste Gebäude, das als Testobjekt dienen soll, ist das Museum für Kunst und Gewerbe. „Die Sache ist für uns ein Test“, so der Sprecher der Umweltbehörde. „Nach dem einjährigen Test am Museum hoffen wir, dass das Mittel die Wahl schlechthin ist“, übt sich Umweltstaatsrätin Herlind Gundelach im PR-Sprech.

Rund 25.000 Tauben leben in Hamburg. Die Stadtreinigung, die den Taubenmist wegmachen muss, hat errechnet, dass die Viecher jährlich 300.000 Kilogramm Kot auf Straßen, Gebäuden und Brücken, also eigentlich überall, hinterlassen. Nicht nur das: Mit ihrem Geschäft verteilen die Stadttauben auch Pilze, Bakterien, Salmonellen, Milben und Zecken. Zudem ist ihr Kot ätzend, frisst sich durch Gemäuer und richtet Schäden an.

Mit Colomba NT wird die Taubenvergrämung scheinbar kinderleicht: Zuerst das Gebäude von Taubenkot und Taubennestern reinigen. Dann das Präparat an die Fassade sprühen. Ein Liter kostet 22 Euro plus Mehrwertsteuer und reicht für 15 Quadratmeter. Nach einem halben Tag zeige das Produkt seine Wirkung, so Vaas-Ruchti. Die Tauben riechen den Bitterstoff beim Anflug. Die miefende Nachricht verbreiten sie dann in ihrem Clan, der aus bis zu 100 Tauben bestehen kann. Der Vorgang müsse mehrmals im Jahr, in einigen heftigen Fällen alle zwei Monate, wiederholt werden.

Nach Tests fühlten sich andere Vögel und Tiere nicht durch den Bitterstoff belästigt. Einen hundertprozentigen Erfolg mag Vaas-Ruchti nicht versprechen, „denn wir töten die Tauben ja nicht“. Wo sich die Tauben allerdings als nächstes niederlassen, um zu brüten, weiß auch er nicht. Noch nicht.