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Archiv-Artikel

Bruzelnder Auftritt

Der Schauspieler Dirk Audehm ist neu im Ensemble des Bremer Theaters. Heute spielt er im Brauhauskeller „P‘tit Albert“ und kocht dabei Soljanka

Das Stück? „Unspielbar“. Das Geheimnis des Erfolgs? Soljanka. Aber nicht mit Kohl. „Mein Geheimrezept ist Sauerkraut“

Dirk Audehm kann mit der Hand melken. Nichts Ungewöhnliches – wäre er Landwirt. Doch Dirk Audehm ist Schauspieler und seit dieser Spielzeit neu im Ensemble des Bremer Theaters.

In seinem ersten Beruf war er „Zootechniker“, das ostdeutsche Synonym für Landwirt. Auch wenn das eher nach Meerschweinchen, Hamsterkäfigen und Kleintierstreu klingt, meinte das Wort damals „Rinderproduktion“. Damals, das war Mitte der 80er Jahre.

Aufgewachsen ist der 1967 geborene Dirk Audehm im mecklenburgischen Güstrow. Doch: „Die Landwirtschaft war nicht meins. Dieses frühe Aufstehen um vier Uhr morgens...“ Sein Metier ist schon immer das Schauspiel gewesen, seit er in der fünften Klasse im Pionier-Kabarett mitspielte. 1990 hat sich Dirk Audehm mit Erfolg an der renommierten Ernst-Busch-Schauspielschule in Berlin beworben. Auf das Studium folgten zwei Jahre Mecklenburgisches Staatstheater Schwerin und ab 1996 ein Engagement am Schauspiel Leipzig. Seit 2000 ist Audehm freischaffend tätig.

In Leipzig entdeckte er zusammen mit dem Regisseur Matthias Brenner das Ein-Personen-Stück „P‘tit Albert“ von Jean-Marie Frin. „Ich hatte es gelesen und gedacht, das kann man nicht spielen, das machen wir!“ Die Inszenierung wurde gefeiert, in über hundert Vorstellungen stand Dirk Audehm mit dem Stück auf der Bühne. Am heutigen Donnerstagabend findet im Brauhauskeller die Bremer Premiere statt.

Speziell an dem Stück ist vor allem die verdrehte und verspielte Sprache aus dem Munde des Protagonisten Tom, seit 25 Jahren Insasse in einer Nervenheilanstalt. Toms Aufgabe: „Die Sabberer zu füttern.“ Die „Sabberer“ sind im Stück die anderen Insassen, im Theater spielen diesen Part die ZuschauerInnen: Das Publikum wird an einer langen Tafel sitzen, wie im Speisesaal der Psychatrie.

Während Dirk Audehm als Tom vom Leben im Allgemeinen und Speziellen erzählt, bereitet er die Speisung vor. Er schnippelt, er brutzelt, er rührt. Auf dem Speiseplan: Soljanka. Als „exotisch“ wird diese – in Ostdeutschland in jeder Gaststätte erhältliche – Suppe in Kochbüchern beschrieben.

Brett und gewetztes Messer liegen schon bereit, große Schöpfkellen und ein riesiger Topf auch. „Eigentlich macht man Soljanka mit Kohl, aber mein Geheimrezept ist Sauerkraut“, sagt Dirk Audehm. Vielleicht ist das Sauerkraut auch ein Teil des Erfolges von „P‘tit Albert“, an dessen Ende die Verköstigung des Publikums steht.

Das Stück wird in Bremen ins Repertoire aufgenommen und auf Audehm wartet schon die nächste gefeierte Inszenierung: Im Dezember wird die „Dreigroschenoper“ wieder aufgenommen. Dirk Audehm wird dabei den Meckie Messer spielen.

ANNA POSTELS

Premiere heute abend, 20.30 Uhr im Brauhauskeller. Nächste Vorstellung: 6. November, 22.30 Uhr