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Archiv-Artikel

Das Jahr des Notsports

Bildungsbehörde ringt mit zwei Rundbriefen um Sportwettkämpfe. Meldefristen verlängert. Sportlehrer empört über Schulaufsicht

Das von Bildungssenator Rudolf Lange (FDP) ausgerufene „Jahr des Schulsports“ mit über 90 geplanten Wettkämpfen droht eine Blamage zu werden. Weil sie im Arbeitszeitmodell von allen Fächergruppen am schlechtesten wegkamen und deutlich mehr unterrichten müssen, verweigern die Sportlehrer hier das zusätzliche Engagement.

Doch für die Verbesserung der Arbeitszeitbedingungen bräuchte Lange 60 Stellen oder umgerechnet drei Millionen Euro, die er nicht hat. Er werde dennoch mit „energisch konstruktiven Gesprächen“ darauf hinwirken, dass die Sportlehrer diese „Verweigerungshaltung“ aufgeben, hatte Lange zuletzt erklärt.

Anfang dieser Woche nun schickten Schulaufsichtsleiter Norbert Rosenboom und der stellvertretende Sportsamtsleiter Norbert Baumann zwei Rundbriefe an die Schulleiter, die das „Jahr des Schulsports“ retten sollen. Es sei ein „Gerücht“, dass keine Wettkämpfe stattfänden, lediglich die Leichtathletik Meisterschaften seien bisher ausgefallen, erklären Rosenboom und Baumann und verkünden, dass die Meldefristen für alle Wettkämpfe aufgehoben und eine einheitliche Meldestelle im Sportamt eingerichtet werde.

Für den bisher geringen Rücklauf geben Rosenboom und Baumann einzelnen Sportlehrern die Schuld. So würden viele interessierte Lehrer keine Meldeunterlagen erhalten, da sie „von Sportfachvertretern zurückgehalten wurden“.

Dies wiederum verärgert den Sprecher der Sportlehrer-Vollversammlung, Peter Stielert: „Selbstverständlich werden den KollegInnen keine Unterlagen vorenthalten“, sagt Stielert. Rosenbooms Behauptung sei ein „Schlag unter die Gürtellinie“ und der Versuch, Lehrer gegeneinander auszuspielen. Außerdem stimme es nicht, dass nur die Leitathletik-Meisterschaften ausfallen. Stielert: „Tatsache ist: Alle wichtigen schulübergreifenden Wettkämpfe, mit Ausnahme von Jugend trainiert für Olympia, sind in diesem Schuljahr bereits ausgefallen.“ So seien unter anderen die Staffeltage der Nord-Regionen, die Schul-Ruderregatta und die ersten Runden der Hamburger Fußball- und Basketball-Meisterschaften weggefallen. Das Sportamt versuche nun mit Hilfe von externen Gruppen, ein Notprogramm aufzustellen, und mit besagten Briefen Teilnehmer anzuwerben. KAIJA KUTTER