: Merkel mag Merz
Union: Merkel ist nicht schuld am Rücktritt des Fraktionsvize. CDU-Wirtschaftsflügel bangt um Einfluss
BERLIN dpa/afp ■ Am Tag nach dem Rücktritt von Friedrich Merz (CDU) weisen Unionspolitiker Aussagen zurück, Konflikte zwischen Merz und Parteichefin Angela Merkel seien die Ursache für den Rücktritt des Fraktionsvize gewesen. „Ich weiß nichts von Tritten unter der Tischplatte“, sagte Wolfgang Bosbach (CDU), Vize der Unionsfraktion. Vielmehr hätten die beiden „ein gutes, kollegiales Miteinander“ gepflegt.
Merkel sei nicht schuld, dass Merz seine Posten aufgab, so Bosbach. Im Gegenteil hätte sie ihn gerne weiterhin im Amt gesehen. Niedersachsens Ministerpräsident Christian Wulff (CDU) betonte, auch Merz habe keineswegs Streit gesucht. In seinem Brief habe er verdeutlicht, dass er Merkels Kurs unterstütze. Sein Rückzug sei „wohlüberlegt“, ein Wechsel zwischen Politik und Wirtschaft sinnvoll.
Allerdings, räumte Bosbach ein, befinde sich die Union derzeit „in einer schwierigen Phase“. Der Diskussionsbedarf sei sehr hoch. Auch Bayerns Finanzminister Kurt Falthauser (CSU) sagte, er bedauere, dass Merz die Bundespolitik in einem Moment verlassen habe, „wo es nicht sehr günstig ist für die Union“.
Noch hat die CDU nicht entschieden, wer Merz im Präsidium und in der Fraktionsspitze ersetzen soll. Als mehrheitsfähig gelten Bosbach, aber auch der Arbeitsmarktexperte und CDU-Abgeordnete Karl-Josef Laumann. Bosbach selbst sagte, die Union habe „viele kluge Köpfe“. Merz sei durchaus ersetzbar.
Skeptischer äußerte sich der CDU-Wirtschaftsflügel. Er fürchtet, nach dem Rückzug des renommierten Merz seinen Einfluss in der Partei zu verlieren: Wirtschaftliche Themen dürften nicht „runtergebuttert“ werden, nur weil der „führende Sprecher nicht mehr zur Verfügung stehe“, sagte gestern Kurt Lauk, Präsident des CDU-Wirtschaftsrates: „Die CDU muss jetzt besonders darauf achten, dass der Reformwille für Beschäftigung und Wachstum nicht erlahmt.“