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Archiv-Artikel

Eisenman plädiert für Degussa

BERLIN dpa ■ Der Architekt des Berliner Holocaust-Mahnmals, Peter Eisenman, hat gegen den Ausschluss der Chemiefirma Degussa vom Bau heftig protestiert. Das Vorhaben drohe zur Geisel der „political correctness“ zu werden, schrieb Eisenman in der Zeit. Degussa habe vorbildlich seine Geschichte aufgearbeitet und sei Vorreiter bei der Einrichtung des NS-Entschädigungsfonds gewesen. Er verstehe zwar, dass Mitglieder der jüdischen Gemeinde empfindlich auf den Namen Degussa reagierten. „Indem wir Degussa das Recht an einer Beteiligung absprechen, erlauben wir es der Vergangenheit, uns blind zu machen für all das, was sich bis heute getan hat“, so Eisenman. Der jüdische Schriftsteller Rafael Seligmann plädiert derweil dafür, den vorläufigen Baustopp des Mahnmals zum Anlass für einen endgültigen Ausstieg aus dem Projekt zu nehmen. Nur so lasse sich ein Desaster verhindern, das drohe, „die deutsch-jüdischen Versöhnungsbemühungen eines halben Jahrhunderts zunichte zu machen“. Niemand wolle das Mahnmal wirklich, das „mit seinen gigantomanischen Ausmaßen eher dem Nürnberger Reichsparteitagsgelände gleicht als einem Ort der Besinnung“.