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Archiv-Artikel

Studenten unter Druck

Gebühren und Bachelor setzen den Studierenden zu. Immer mehr von ihnen lassen sich deshalb psychologisch beraten

Das Studentenleben, angeblich die schönste Zeit im Leben, wird für immer mehr Hochschüler in Niedersachsen zur Qual. Der psychotherapeutischen Ambulanz der Universität Göttingen zufolge hat sich die Zahl der Beratungen 2008 im Vergleich zum Vorjahr verdoppelt. „Wir haben von zwei auf vier Therapeuten aufgestockt“, sagt Mitarbeiterin Charlotte Eberl.

Demnach leiden die Studierenden unter verstärktem psychischen Druck. Auslöser seien die Umstellung auf das Bachelor-System und die Einführung der Studiengebühren. Seit drei Jahren zahlen niedersächsische Studierenden einen Studienbeitrag von 500 Euro pro Semester. Hinzu kommen noch Verwaltungsgebühren, Kosten für das Semesterticket sowie für das Studentenwerk. „Der Druck wächst, weil mehr Stoff in weniger Zeit bewältigt werden muss. Gleichzeitig müssen die Studenten mehr arbeiten, um sich das Studium zu finanzieren“, sagt Eberl. Die Sozialberatung der Leibnitz-Universität in Hannover berichtet über einen Anstieg der Beratungen von 13 Prozent – obwohl die Studierendenzahlen in Hannover insgesamt gesunken seien. Im vergangenen Jahr ließen sich demnach 2.950 Studenten beraten. „Über die Hälfte kommt wegen Fragen zur Studienfinanzierung“, sagt eine Sprecherin.

An der Universität Hamburg fällt die Zunahme von psychologischen Beratungen ebenfalls mit der Einführung der allgemeinen Studiengebühren zusammen. Im Sommersemester 2007 konfrontierte die Stadt ihre Hochschüler mit einer Gebühr von 500 Euro. Im selben Jahr wuchs die Zahl der Beratungen am Zentrum für Studienberatung und Psychologische Beratung auf 27.000. Laut einer Studie des Zentrums nahmen die psychologischen Beratungen dabei um 20 Prozent im Vergleich zum Vorjahr zu.

Die Folge: lange Wartezeiten. Die hannoversche Universität etwa muss betroffene Studenten derzeit zwei bis drei Wochen vertrösten. Die psychologisch-therapeutische Beratungsstelle im Nachbarland Bremen zieht nun ihre Konsequenzen. Dort soll demnächst die Zahl der Berater erhöht werden. TAZ