: Solide wie ein Eichenschrank
Interaktives Fernsehen! Es kann angerufen und mitgeraten werden! Trotzdem wirkte der familienfreundliche Spaß „Ein mörderisches Spiel“ eher altbacken (Sa., 20.15 Uhr, ZDF)
Huch, ein Schuss! Die Hochzeitsgäste eilen zum unterirdischen Pool des eleganten Landhauses, aus dem das Geräusch kam. Und finden den Bräutigam, leider tot, so ein Pech, jetzt wird es doch nichts mit der Hochzeit. Verdächtig sind natürlich alle, außer der Braut, ihrer besten Freundin (Tanja Wedhorn) und deren Mann (Oliver Korittke), die wir während des Schusses zusammen gesehen haben …
Warum guckt man deutsche Fernsehkrimis? Wegen der Spannung vermutlich nicht. Eher wegen der klaren Struktur: Am Anfang steht ein Mord, am Ende ein gefasster Mörder. Dazwischen schnüffeln möglichst sympathische Ermittler herum, finden Indizien, kombinieren, verhören.
Weil das Mitraten, zumindest vom Sofa aus, so viel Spaß macht, haben schlaue Radioformat-Entwickler schon vor Jahren reagiert und interaktive Krimihörspiele erdacht: In Berlin und Nordrhein-Westfalen kann man sich bei verschiedenen Radio-„Krimi-Shows“ einmischen, zu gewinnen gibt’s Bücher.
Das ZDF winkte in seiner neuen „Krimi-Show“ am traditionsreichen Samstag immerhin mit feisten Geldpreisen. Die ZuschauerInnen konnten sich, während der Fall um den toten Bräutigam sich langsam, voll echter und falscher Hinweise, knarrender Dielen und unheilvoll dräuender Musik entwickelte, für satte 49 Cent pro Anruf oder SMS in die Ermittlungen einschalten, in dem Studio anrufen, aus dem die Gastgeber Bodo Hauser und Monica Lierhaus zusammen mit einer „Prominenten-Soko“ den Fall verfolgten. Rührend, wie das ZDF versucht, die ganze Familie am Samstagabend mit einem altmodischen Whodunit bei Laune zu halten.
Die Show kam ohnehin wie ein onkeliger Crimetime-Zitatenmix daher: anrufbare Studiotelefonistinnen wie bei „Aktenzeichen XY“, eine brave Schalte zur offensichtlich unterbeschäftigten Kripo Mainz, die sich beim Mitraten schön vertippte, dieser verwickelte, in seinen Hinweisen viel zu ausgepielte, gekünstelte typisch deutsche Fernsehkrimi-Fall, Lierhaus’ überflüssige Fragen, deren teure Beantwortung den Zuschauer weiterbringen sollte, Hausers leutselige Kommentare, dazu die fast 1:1 abgekupferte Filmmusik aus Spielbergs „Catch me if you can“ – spannend war das nicht, eher solide wie ein Eichenschrank.
Die Krimi-Show, ein für das ZDF fast schon tollkühner Versuch in ein neues, interaktives (hört, hört!) Format vorzustoßen, hatte den Charme eines samstagabendlichen Puzzlespiels. Aber gut, wenn man sonst nichts zu tun hat … JENNI ZYLKA