UND WAS PASSIERT, WENN AUCH DIE SAAR-SPD UNTER 35 PROZENT FÄLLT?
: Heiko macht den Oskar

Schon letzte Woche entschied der sozialdemokratische Partei- und Fraktionsvorsitzende Heiko Maas, sich selbst zum Spitzenkandidaten seiner Partei für die Landtagswahl 2004 zu küren. Die Zeitläufte gaben ihm Recht: Seit dem vergangenen Sonntag ist der selbst ernannte Weltökonom und Sommelier Oskar Lafontaine, der eigentlich für Maas die von der rot-grünen Politik enttäuschte Wählerschaft der Saar-SPD bei der Stange halten sollte, ein Totalausfall. Bei Sabine Christiansen nämlich ließ sich der Ex-Ministerpräsident und -Bundesfinanzminister vom greisen Parteienkritiker Arnulf Baring als Hanswurst vorführen und demontieren – mit Oskar L. ist kein Staat mehr zu machen.

Maas hat sofort reagiert – schon gestern gab der bislang als moderat geltende Pragmatiker erstmals selbst den Lafontaine. „Penser unique“, Axiome wie die von der Alternativlosigkeit der Berliner Reformpolitik, wolle man an der Saar nicht hören, tönte Maas im schönsten Lafontainefranzösisch. Und schon gar nicht aus dem Mund eines Mannes, der die SPD aktuell auf 23 Prozent heruntergewirtschaftet habe. Der Bundeskanzler, so Maas, dürfe sich deshalb erst wieder im Saarland blicken lassen, wenn die SPD in den Umfragen wenigstens 35 Prozent vorweisen könne. Beifall an der Basis für Maas.

Doch Vorsicht: Es droht politische Schizophrenie. Vor der saarländischen Mittelstandsvereinigung etwa muss Maas nämlich wieder als Reformer antreten und danach vor arbeitslosen Stahlwerkern erneut Lafontainisieren. Und er muss einen Zweifrontenkrieg führen: gegen die Union im Saarland und gegen die eigene Bundesregierung. Fast unausweichlich muss dabei die Glaubwürdigkeit des Spitzenkandidaten auf der Strecke bleiben. Die Protektion der Parteiführung in Berlin genoss Heiko Mass bisher jedenfalls nur als Heiko Maas pur.

Auf Grund seines Zickzackkurses könnte die SPD auch im Saarland unter die 35-Prozent-Marke rutschen. Maas müsste sich danach an seinem eigenen Maßstab messen lassen – und das Saarland schleunigst verlassen. KLAUS-PETER KLINGELSCHMITT