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Archiv-Artikel

Dezente Zinssenkung

Obwohl die Wirtschaft schrumpft und eine Deflation nicht auszuschließen ist, senkt die EZB den Leitzins kaum

Von BW

BERLIN taz ■ Die Europäische Zentralbank bleibt bei Trippelschritten. Am Donnerstag senkte sie ihren Leitzins um einen Viertelprozentpunkt auf 1,25 Prozent. „Zu zaghaft“, schimpften der Verband Öffentlicher Banken und die Volksbanken unisono mit den Analysten der privaten Institute. Offenbar wolle sich die EZB weitere Schritte für die Zukunft offenhalten, die aber jetzt nötig seien. Die Notenbanken in den USA, Großbritannien und Japan haben allesamt ihre Zinsen auf null oder nahe null gesenkt. Zusätzlich kaufen sie Staatsanleihen auf, um mehr Geld in die Märkte zu schleusen.

Ziel der Maßnahmen ist es, die Rezession abzufedern: Wenn die Unternehmen billiger an Geld kommen, sind sie eher bereit zu investieren. Derzeit stockt jedoch der Geldfluss von Banken untereinander und von Banken zu Unternehmen auch deshalb, weil sie sich gegenseitig nicht trauen – oder weil die Banken Zinssenkungen nicht weitergeben und stattdessen die Differenz für die eigene Refinanzierung nutzen. Deshalb müssen die Notenbanken besonders aggressiv vorgehen. Nach den jüngsten Prognosen dürfte die Wirtschaft im Euroraum 2009 um mehr als 4 Prozent schrumpfen. Zudem warnen immer mehr Experten vor einer Deflation, also einem Verfall der Preise, die schon zuletzt nur noch um 0,6 Prozent zulegten. Die EZB hält eine Steigerung von „nahe 2 Prozent“ für „Preiswertstabilität“. Wenn die Preise längere Zeit sinken, warten Firmen und Verbraucher mit Käufen ab, ob es nicht noch billiger wird. Dann droht eine Spirale von Preisverfall, nachlassender Nachfrage und niedrigen Löhnen. Als erstes Euroland hat Spanien für März einen Preisrückgang von 0,1 Prozent gemeldet. BW