: Autolärm unterm Deckel halten
Gestützt auf Gutachten des Senats rechnet eine Bürgerinitiative vor, dass sich eine Überdachung der Autobahn A7 nördlich des Elbtunnels für die Stadt als gutes Geschäft erweisen würde. Kleingärtner lehnen Umzug ab. Die Baubehörde prüft
von Gernot Knödler
Die Bürgerinitiative „Ohne Dach ist Krach“ hat einen neuen Anlauf unternommen, einen Lärmschutzdeckel für die A7 durchzusetzen. Hoffnung machen den Autobahn-Anwohnern zwei neue Gutachten, die der Senat im vergangenen Jahr in Auftrag gegeben hat und die jetzt vorliegen. Gestützt auf deren Zahlen hat die Initiative errechnet, dass der Bau eines festen Deckels nicht nur finanzierbar wäre, sondern auch ein gutes Geschäft für den Senat. „Für uns sprechen keine rational nachvollziehbaren Argumente mehr gegen den Deckel“, sagt Initiativen-Sprecher Bernt Grabow.
An der Grundidee der seit zehn Jahren kämpfenden Initiative hat sich nichts geändert: Der Deckel soll die Umgebung der Autobahn nördlich des Elbtunnels vor dem wachsenden Verkehrslärm schützen und die zerschnittenen Stadtteile Bahrenfeld und Othmarschen wieder miteinander verbinden. Finanziert werden soll er mit 68 Millionen Euro, die der Bund für den Lärmschutz bezahlt, der wegen des geplanten Ausbaus der Autobahn von sechs auf acht Spuren fällig wird. „Es gibt jetzt die einmalige Chance, durch den vierstreifigen Ausbau hier grundsätzlich was zu tun“, mahnt Grabow.
Weil das Lärmschutz-Geld nicht reichen wird, sollen Kleingärtner aus der Nachbarschaft des Allgemeinen Krankenhauses Altona und der Umgebung der Autobahn auf den Deckel umgesiedelt werden. Auf den frei werdenden Flächen sowie öffentlichen Grünflächen sollen Wohnungen gebaut werden, wodurch der Senat dem neuen Gutachten zufolge 125 Millionen Euro einnehmen könnte. Durch Verrechnungen mit dem Bund und durch den Deckel ermöglichte Steuereinnahmen käme weiteres Geld hinzu, so dass der Senat in den ersten fünf Jahren des Projekts mit Einnahmen von 286,8 Millionen Euro rechnen könne.
Demgegenüber stünden Kosten von 285 bis im ungünstigsten Fall 340 Millionen Euro. Darin enthalten sind die reinen Baukosten, 20 Millionen für die Verlagerung der Kleingärten und des Polizei-Schießplatzes im Volkspark sowie 91 bis 99 Millionen Euro, die Hamburg an den Bund bezahlen muss, damit dieser die Unterhaltung des Bauwerks übernimmt.
Dass der städtische Haushalt von einem Deckel profitieren würde, begründet die Initiative mit dem zusätzlichen Wohnraum. Wenn auch nur 1.500 Menschen, durch die Baugebiete in Altona angelockt, neu in die Stadt zögen, könne Hamburg mit jährlichen Mehreinnahmen von neun Millionen Euro an Einkommens- und Gewerbesteuer rechnen. Dieses Geld fließe weiter, während der Deckel, sobald er einmal fertig sei, der Stadt keine weiteren Kosten verursache. In bunten Grafiken hat die Initiative ausgemalt, dass der „Break-Even-Point“ je nach Deckel-Variante, bei frühestens acht und spätestens 13 Jahren läge. „Wir präsentieren der Stadt ein Projekt, das so gut durchgeplant ist wie kein anderes in Hamburg“, behauptet Grabow.
Damit hat er eine Rechnung ohne den Landesbund der Gartenfreunde gemacht. Der stellte fest, dass er seit Jahren für eine Überdeckelung der A7 eintrete und diese im Sinne der Bahrenfelder Bevölkerung für unabweisbar halte. „Die Finanzierung darf aber nicht durch den Verkauf der Altonaer Kleingartenflächen gelöst werden“, findet der Landesbund.
Die Stadtentwicklungsbehörde prüft derzeit verschiedene Deckelvarianten „auch unter Berücksichtigung der Verlagerungsnotwendigkeit von Kleingärten“. Wann man damit fertig sein werde, sei offen.