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Archiv-Artikel

DAS STUDIENGEBÜHRENMODELL DER TAZ IST KURZSICHTIG Ein öffentliches Gut

Dass Studierende in der Lage sind, mit finanzieller Verantwortung umzugehen, beweisen sie jeden Tag aufs Neue dort, wo sie es dürfen. Studentische Mitbestimmung an den Universitäten auf das bloße Verwalten von Geldern zu reduzieren wäre jedoch fatal. Studentische Forderung war und ist die paritätische Besetzung von Gremien, um Einfluss auf die Ausgestaltung von Wissenschaft und Forschung zu nehmen. Dazu bedarf es gesetzlich verbriefter Beteiligungsrechte.

Die taz tritt nun für Studiengebühren ein, wenn sie von Studenten verwaltet würden. Eine sichere Folge dieses Modells aber wäre, dass sich der Staat aus seiner Verantwortung stiehlt. Die Studierenden hätten dennoch keine Möglichkeit, die Landtage an Kürzungen im Bildungsbereich zu hindern. Da die Hochschulen am Ende auch nicht über mehr Geld verfügen werden als heute, wird es deshalb nicht zu einer Verbesserung der Studiensituation kommen.

Außerdem machen sich die sozialen Konsequenzen von Studiengebühren nicht allein daran fest, wer das Geld einzieht: Studiengebühren können nie sozial gerecht sein. Der Vorschlag der taz trägt jedoch dazu bei, dass Bildung in eine finanzielle Investition ins Humankapital umdefiniert wird. Das taz-Modell ist darum in keinster Weise geeignet, die Misere an den Hochschulen zu lösen. Es ist sozial selektiv, hängt einem falschen Bildungsbegriff an und definiert Bildung zumindest teilweise als privates Gut. Außerdem stellt es einen Versuch dar, die Öffentlichkeit aus ihrer Verantwortung zu entlassen und den Studierenden den schwarzen Peter zuzuschieben: Die Studierendenvertretungen sollen den Mangel, den sie nicht verursacht haben, verwalten.

Damit aber könnten sie letztlich als Verantwortliche für das endgültige Scheitern unseres Bildungssystems gebrandmarkt werden. Studentische Position bleibt deshalb weiterhin: Bildung muss ausreichend und öffentlich finanziert werden. KLEMENS HIMPELE

Der Autor, 26, ist Geschäftsführer des Aktionsbündnisses gegen Studiengebühren