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Archiv-Artikel

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Trotz heftiger Proteste soll das umstrittene Theaterstück „Die Wölfe“ des ehemaligen NSDAP-Mitglieds Hans Rehberg (1901–1963) nun doch am Theater Erlangen aufgeführt werden. Die Premiere wird am 16. November stattfinden, teilte Intendantin Sabina Dhein gestern in Erlangen mit. Über die geplante Aufführung hatte es heftige Diskussionen gegeben. Insbesondere der Publizist und Holocaust-Überlebende Ralph Giordano hatte vehement gegen die geplante Inszenierung protestiert. Das Theaterstück sei nicht dazu geeignet, sich kritisch mit dem Nazi- Regime auseinander zu setzen. Auch Oberbürgermeister Siegfried Balleis (CSU) hatte auf eine Absetzung des Stücks vom Spielplan gedrängt, da er Schaden für das Image der Stadt befürchtete. Das 1944 uraufgeführte U-Boot-Drama gilt als Durchhaltestück aus der Endphase des Zweiten Weltkriegs. Um das Schlimmste abzumildern, soll am 15. November eine Begleitausstellung eröffnet werden, die die Entstehungs- und Rezeptionsgeschichte des Stücks sowie die Biografie des Autors dokumentieren wird. Im Anschluss an die Premiere ist eine Podiumsdiskussion zum Thema „Was darf Theater? – Umgang mit NS-Diktatur und Krieg auf der Bühne“ geplant. Auch nach den fünf weiteren geplanten Aufführungen soll es eine Diskussion geben. Für Marc Pommerening, dem Regisseur des Stücks, ist die Ambivalenz des Dramas das, was ihn interessiert. Es sei kein typisches Durchhaltestück, so Pommerening weiter, weil es auch Schmerz, Widersprüche und Sterben thematisiere. Die Inszenierung werde Selbstbetrug, Ignoranz und die leeren Floskeln der Kriegspropaganda aufdecken. Mission geglückt, kann man da nur sagen. Mächtig Wirbel gemacht und eine Debatte angestoßen, die vor Relevanz kaum laufen konnte. Der Nächste, bitte!