Wenig nachhaltiger Gipfel

Ein Jahr nach der Weltkonferenz von Johannesburg ist der Elan verloren gegangen

BERLIN taz ■ Weltgipfel für nachhaltige Entwicklung – schon vergessen? Das war 2002 in Südafrika. 190 Staats- und Regierungschefs einigen sich darauf, die Armut zu bekämpfen, Klimaschutz ernst zu nehmen, die Vielfalt der Arten zu sichern. Die Ziele stehen ehern, die Bilanz ist nach einem Jahr nüchtern: Die Umsetzung hapert, „der Schub von Johannesburg ist verpufft“, sagt Volker Hauff vom Rat für Nachhaltige Entwicklung in Deutschland.

Der von Bundeskanzler Gerhard Schröder (SPD) berufene Rat hatte mehr als 100 Politiker, Wissenschaftler und Vertreter von Verbänden nach Berlin geladen, um die Perspektiven nach Johannesburg zu debattieren. Bundesentwicklungshilfeministerin Heidemarie Wieczorek-Zeul (SPD) erzürnte sich: „Die USA stecken mehr Geld in den Krieg als in die Entwicklungshilfe.“ Und Stephen Karekezi vom Afrikanischen Forschungsnetzwerk Energiepolitik in Nairobi schimpfte: „Europa subventioniert jede Milchkuh mit mehr Geld, als ein Afrikaner zum Leben hat.“ So lasse sich die Armut nicht bekämpfen.

Der grüne Bundesumweltminister Jürgen Trittin setzt auf Klimaschutz. Naturkatastrophen hätten im letzten Jahr Schäden im Wert von 55 Milliarden US-Dollar verursacht – mehr als an Entwicklungshilfe gezahlt werde. Die Länder des Südens sollten deshalb Windkraft und Photovoltaik ausbauen. Das bringe auch wirtschaftliche Impulse. „Erneuerbare Energien werden die Welt nicht retten“, hielt Sunita Narain vom Zentrum für Wissenschaft und Umwelt im indischen Neu Delhi entgegen. Zu groß sei der Energiehunger der sich entwickelnden Länder. „Sonne und Wind reichen nicht“, bestätigte Fritz Vahrenholt, ehemals Shell-Vorstand und jetzt Windanlagenbauer. Nachhaltigkeit beginne zu Hause, Rot-Grün aber fehle ein Energiekonzept. Wolle Berlin den Klimawandel bremsen, müsse es mehr Geld in Null-Emissions-Kraftwerke stecken. HANNA GERSMANN