Wettrennen in der Musikindustrie

Bertelsmann und Sony wollen die Konkurrenz schlagen und ihre Musiksparten vereinen

BERLIN taz/dpa ■ Die Neuordnung der Musikbranche könnte entschieden sein. Die Nummer zwei und die Nummer fünf der Welt, die Konzerne Sony und Bertelsmann, unterzeichneten gestern eine Absichtserklärung, dass sie ihre Musiksparten zusammenlegen wollen. Ein endgültiger Vertrag muss binnen zwei Monaten zustande kommen.

Das neue Unternehmen soll Sony BMG (Bertelsmann Music Group) heißen und zu je 50 Prozent dem Gütersloher und dem Tokioter Konzern gehören. Klar ist schon, dass es nach dem angelsächsischen Prinzip keine Trennung von Vorstand und Aufsichtsrat, sondern nur ein Board geben soll, das von beiden Konzernen paritätisch besetzt werden soll. BMG-Chef Rolf Schmidt-Holtz ist für den Posten des Chairman eingeplant, Sony-Music-Chairman Andrew Lack als Chief Executive Officer. Der neue Riese könnte sogar Branchenführer Universal Music, der Teil des amerikanisch-französischen Konzerns Vivendi Universal ist, gefährlich werden: Bislang haben Sony Music und BMG zusammen 25,2 Prozent Anteil am Weltmarkt, Universal Music kommt auf 25,9 Prozent.

Vor allem aber hängt das neue Unternehmen die direkte Konkurrenz ab, die zu AOL Time Warner gehörende Warner Music und den britischen Konzern EMI. Beide verhandeln derzeit ebenfalls über eine Fusion. EMI soll sich einem Bericht der Financial Times zufolge dafür sogar bereits bei verschiedenen Banken mit einem Kredit von 1,7 Milliarden US-Dollar ausgerüstet haben. Es ist aber davon auszugehen, dass die Kartellämter nicht mehr als einen Zusammenschluss unter den Top 5 genehmigen werden. Schon vor drei Jahren waren diverse Übernahme- und Fusionsversuche vor den Behörden gescheitert. Dieses Mal allerdings könnten diese sich etwas milder zeigen – auch in anderen Bereichen hat die schlechte wirtschaftliche Lage dazu geführt, dass das Kartellrecht insgesamt großzügiger ausgelegt wird.

Raubkopien und illegale Musik-Downloads aus dem Internet machen der Musikindustrie seit Jahren zu schaffen. In der ersten Jahreshälfte 2003 gab es noch einmal einen Knick: Insgesamt setzte die Musikindustrie 10 Prozent weniger um als im Vorjahr.

2002 verzeichnete Sony Music, das unter anderem Michael Jackson, Sarah Connor, Bob Dylan und Aerosmith unter Vertrag hat, bei einem Umsatz von 3,8 Milliarden US-Dollar ein operatives Ergebnis von minus 72 Millionen Dollar nach einem mehr als doppelt so hohen Plus 2002. Der BMG, die unter anderem Christina Aguilera, Pink und Elvis Presley veröffentlicht, ging es etwas besser. Die Bertelsmann-Tochter setzte 2,7 Milliarden Dollar um und kam auf ein operatives Ergebnis von 125 Millionen US-Dollar. BW