Experimentierfeld Neustadt

Baudeputation tagt heute. Thema ist unter anderem der Buntentorsteinweg und ein neues Quartier am Werdersee. Anbindung Überseestadt ebenfalls auf der Tagesordnung

Bremen taz ■ Der hintere Teil des Buntentorsteinwegs ist das, was man eine städtebauliche Problemzone nennen könnte. Um zu verhindern, dass Autofahrer die chronisch überlastete Neuenlander Straße links liegen lassen und stattdessen über besagten Buntentorsteinweg die Fahrt zur Innenstadt abkürzen, wurde der letzte Abschnitt zwischen Deichschart und Kornstraße ausschließlich für den Verkehr stadtauswärts zugelassen. Der Vorteil brachte viele Nachteile: „Öffentliches Leben findet nur in sehr begrenztem Maße statt“, schreibt das Bauressort in einer Vorlage für die heutige Sitzung der Baudeputation – eine „schleichende Abwertung“ des Gebiets sei die Folge.

Mit rund drei Millionen Euro soll nun in den nächsten beiden Jahren Abhilfe geschaffen werden. Die BSAG erneuert in dem Bereich ihre Gleisanlagen, die Stadt nutzt die Gelegenheit, um die Straße mit einem aufgelockerten, an den Boulevard „Am Wall“ erinnernden Wechsel von Bäumen und Parknischen aufzuwerten. Durch die Umgestaltung des Zigarrenmacherplatzes und kleinerer Erschließungsstraßen soll dieser Abschnitt der Neustädter Hauptader besser erreichbar sein, so dass „hier die Möglichkeit eines neuen Entwicklungsschwungs für Dienstleistungsgewerbe und Einzelhandel entsteht“, so die Fachleute im Bauressort.

In beide Richtungen aber soll der Buntentorsteinweg erst dann wieder befahrbar sein, wenn der Bau der Autobahn soweit fortgeschritten ist, dass man die Abkürzer durch die Neustadt nicht mehr fürchten muss. Das aber werde nicht vor 2010 der Fall sein.

Ebenfalls Thema in der Deputation ist ein Quartier am Werdersee auf dem ehemaligen Kasernengelände im Neustädter Ortsteil Huckelriede. Die Deputation soll hier mit einem neuen Bebauungsplan den Weg für „experimentellen Wohnungs- und Städtebau“ freimachen. Auf dem Gelände haben sich seit Auflösung der Kaserne Cambrai Mitte des letzten Jahrhunderts Gewerbetreibende angesiedelt, auch Katastrophenschutz und Bereitschaftspolizei sind dort untergebracht. Nun soll aus dem reinen Gewerbegebiet ein Mischgebiet mit Wohnbebauung werden. Während nämlich die gewerbliche Nutzung der Fläche stagniert, haben sich Wohnnutzungen, die ursprünglich als Zubehör zum Gewerbe entstanden sind, dort stabilisiert. Mit einer Festlegung als Mischgebiet soll das Planungsrecht nun diese reale Entwicklung nachvollziehen und im Bereich Franz-Grashof-Straße Wohnungsbau ermöglichen.

Ein wichtiger Tagesordnungspunkt ist nicht zuletzt die Anbindung der Überseestadt an das Faulenquartier. Der abgespeckte Vorschlag aus dem Bauressort (taz berichtete) wird den Deputierten heute zur Diskussion vorgelegt. hey