: Plänterwald für Touristen?
Bausenator Strieders neueste Pläne: Aus dem Spreeparkareal in Treptow soll ein Tivoli werden. Sehr zum Ärger der Anwohner, des Bezirks und der PDS
Bausenator Strieder treibt wieder eine neue Sau durchs Dorf. Diesmal in Treptow. Auf das verwaiste Gelände des Spreeparks will Strieder einen Investor holen, der die touristische Attraktivität der Hauptstadt erhöht. „Hier kann es nicht um rein lokale Interessen gehen“, assistiert Michael Künzel von der Senatsverwaltung für Stadtentwicklung. Und er sagt auch, wie er das meint: „Tivoli steigert die touristische Attraktivität Berlins.“
Das dänische Unternehmen ist einer von fünf Bewerbern für das schuldenbelastete Areal. Nach Ansicht der Anwohnerinitiative „Keine Autos in den Plänterwald“ hat es aber das am wenigsten umweltverträgliche Konzept. Initiativensprecher Manfred Mocker: „Aus der Presse wissen wir, dass Tivoli eine gigantische Menge Geld dort investieren will, gigantisch viele Arbeitsplätze verspricht, 2000 Parkplätze fordert und mit 3 Millionen Besuchern pro Jahr rechnet.“ Das sei ein „Horrorszenario für den Plänterwald“ und bedeute ein Zurück zu den Fehlern des ehemaligen Betreibers Norbert Witte. Ein Vergnügungspark im Plänterwald hätte nur eine Zukunft, wenn er die Natur einbezieht und sie erhält.
Die PDS sieht das anders. „Berlin braucht Tivoli, aber nicht im Plänterwald“, sagt der Abgeordnete Gernot Klemm. Genau wie die Anwohnerinitiative hebt er den Erholungswert für die Treptower, Neuköllner, Kreuzberger und Friedrichshainer hervor. Der historische Waldbestand, der Uferwanderweg an der Spree und die Waldschule seien bei einem so großen Investor gefährdet.
„Zu Tivoli kann ich mich nicht äußern, weil ich seine Pläne nicht kenne“, sagt Bezirksbürgermeister Klaus Ulbricht (SPD). Aber er fand die Pläne der Mitbewerber „sympathisch, weil es da um familienorientierte Angebote geht und nicht um Krachmacherei“.
Der Bezirk kritisiert zudem, dass der Senat an ihm vorbei einen Masterplan für den Spreepark entwickelt. Ulbricht: „Wir brauchen diesen Masterplan nicht.“ Sollte der Senat dem Bezirk Treptow/Köpenick das Planungsverfahren aus der Hand nehmen, „werden wir uns mit Händen und Füßen wehren“.
Nicht mehr wehren kann sich Ex-Spreepark-Betreiber Norbert Witte. Der sitzt seit vergangener Woche in Untersuchungshaft in Moabit. Ihm wird vorgeworfen, bei seiner Rückkehr aus Peru in alten Karussells 181 Kilo Kokain nach Deutschland geschmuggelt zu haben. Sollten sich die Tatvorwürfe als richtig erweisen, muss er mit einer mehrjährigen Haftstrafe rechnen. MARINA MAI