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Archiv-Artikel

Scheckbuchschreck

Tagung von Transpareny International: Journalisten berichten über Korruption – sind aber oft selbst korrupt

Nein, „eine Gerichtsverhandlung über den Journalismus“ sollte die Konferenz der Bundeszentrale für politische Bildung (BpB) und Transparency International am 28. Oktober in Berlin nicht sein, sondern eine Auseinandersetzung mit der Korruptionsgefahr in der Medienbranche. Das betonte Thomas Krüger, Präsident der BpB, obwohl er die publizistische Unabhängigkeit insgesamt als labil bezeichnete.

Machtlosigkeit attestierte Stephan-Andreas Casdorff, Chefredakteur des Tagesspiegel, den Medien, womit er gleich bei der schlechten wirtschaftlichen Lage angekommen war. Ganz besonders in Berlin, härtester Markt in Europa mit zehn Zeitungen, Stadtmagazinen, Anzeigenblättern und Sendern.

Eigentlich Medienvielfalt pur. Doch Anzeigenverluste und Auflagenschwund verlangten Wege, „vitalen Journalismus“ und Zeitungen am Leben zu erhalten – und zwar mit Kooperationen, womit man dann wieder bei den konzerninternen Begehrlichkeiten angekommen war. Der Lobgesang auf soliden Journalismus klang dünn. Kompetenz sei gefragt und die tägliche Reflexion über die eigene Berichterstattung, denn: die „Leser spüren, was die Zeitung atmet“.

Allerdings scheint der journalistische Geruchssinn gegenüber den neuen Sonderwerbeformen noch nicht ausgeprägt zu sein, prangte doch ein „Smart“ auf der Titelseite im Namenszug des Tagesspiegel. Diesen Verführungen waren auch die Zeit und die Welt erlegen, wie der Journalist, das Branchenmagazin des Deutschen Journalisten-Verbandes (DJV), in seiner aktuellen Ausgabe berichtet. Bedauerlich, dass Ulrike Kaiser, Chefredakteurin des Blattes, darüber kein Wort verlor und eher den Presserat ins Feld führte.

Deutlicher wurde da schon Claus Detjen, Verleger des Haller Tagblatt, der den Zeitungen zu wenig langfristige Investitionsplanung unterstellte. Denn damit käme man erst gar nicht in die Gefahr einer Gefälligkeitsspirale, die ein Kreditantrag bei einer lokalen Sparkasse auslösen könne. Zur Transparenz gehöre auch die Offenlegung der Eigentumsverhältnisse der Medien.

Doch Geld ist nicht die einzige Korruptionswährung. Journalisten winken Presserabatte und Pressereisen. „Exklusivität einer Quelle“ ist laut Gunther Latsch vom Spiegel die Eitelkeitsfalle des investigativen Journalismus. „Zulässige Deals“ scheinen dem persönlichen Gewissen überlassen. Da ist es doch eine Kleinigkeit, den Informanten mit den relevanten Akten später im Text als „Promianwalt“ zu bezeichnen.

Vielleicht hat damit das „Promiblatt“ sein Terrain verloren, denn die Lausitzer Rundschau, zeigt, trotz Morddrohungen, was politischer Journalismus im Kampf gegen Ex-Stasileute sein kann. ULRIKE KOPETZKY