: Familienpolitischer Skandal
betr.: „Nur Spinner erheben Gebühren“, taz vom 21. 10. 04
Erstaunlich für mich an dieser Debatte ist, dass diese Gesellschaft nie ernsthaft diskutiert hat, was alltägliche Praxis in den Kommunen ist. Dort müssen Eltern immer zahlen, wenn deren Kinder den örtlichen Kindergarten besuchen. Und die Eltern zahlen nicht wenig.
[…] Dabei liegt der Besuch des Kindergartens auch im gesamtgesellschaftlichen Interesse, wird doch im Kindergarten soziales Verhalten gelernt, die Sprachfähigkeit gefördert, und das Kind ist viel besser auf die Schule vorbereitet. Und bei der Uni hat nicht nur die Gesellschaft den Nutzen, den natürlich auch, aber der Student nach Studienabschluss durch regelmäßig bessere Verdienstmöglichkeiten ebenso. Hier, beim Kindergarten, spricht viel mehr für eine Kostenfreiheit, weil ein Student die Möglichkeiten einer Erwerbstätigkeit seiner Eltern nicht einschränkt. Ein Kleinkind oder mehrere Kinder aber allemal. Zudem sind die Kindergartengebühren in fast allen Kommunen einkommensunabhängig, so dass die finanziell schwache Familie genauso viel zu zahlen hat wie die finanziell starke Familie, wenn die Kinderzahl gleich ist. […] Dieser familienpolitische Skandal der Elternbeiträge für den Kindergarten findet nirgendwo Beachtung. […] HENDRIK LÜDKE, Marbach am Neckar
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