Der leichte Weg...

...muss nicht der schlechteste sein: Wie Curtis Stigers die großen Hits mit der alten Liebe zum Jazz eintauschte

Man könnte ihm vorwerfen, er ginge mittlerweile den leichten Weg. Man könnte sagen: Curtis Stigers hat gemerkt, dass ihm nie mehr ein Welthit wie „I Wonder Why“ anno 1991 gelingen wird und dass er sich deshalb heute auf die Songs anderer verlässt. Und vielleicht liegt man damit sogar richtig.

Stigers ist zu seinen Anfängen zurückgekehrt, hat dem Blue Eyed Soul weitgehend abgeschworen. Er spielt heute Jazz – ohne sich dabei aber in totinterpretierten Standards wie „It Had To Be You“ oder „Blue Moon“ zu verlieren. Das Verhunzen von Songs dieser Art überlässt er Altrockern wie Rod Stewart. Stigers hat sich Stücke von Randy Newman, Joe Jackson oder Billy Joel vorgenommen. Mehr als soliden Bar-Jazz macht allerdings auch er nicht aus den Liedern seiner Kollegen. Nichts also, was man zwingend im CD- Regal stehen haben muss. Genau das Richtige aber für ein entspanntes Jazz-Pop-Konzert.

Dass der Sänger und Saxofonist Stigers nicht bloß eine vorgetäuschte Verbindung zum Jazz hat, beweist ein wichtiger Abschnitt seiner Karriere: Früh, Stigers war noch Teenager, traf er in seiner Heimatstadt Boise, Idaho auf den Pianisten Gene Harris. Sechs Jahre konnte er sich auf die Jazz-Legende als Mentor verlassen – in der Kleinstadt Boise ein fast unglaublicher Glücksfall.

Erst viel später, Mitte der 90er, kam es zur ersten Zusammenarbeit der beiden. Harris lud seinen Schüler ein, auf zwei Alben mitzuwirken, In His Hands und Down Home Blues. Für Stigers entwickelten sich diese Aufnahmen zum Schicksalsmoment. „Mir wurde klar, dass ich zum Jazz zurückkehren musste“, sagt er. Es folgten Konzerte mit Jazz-Größen wie Grover Washington Jr. oder Gerry Mulligan. „Etwas später ist Gerry gestorben“, fügt Stigers hinzu. „Das hat mich sehr bewegt.“ Und es hat ihn ermutigt, seinen eingeschlagenen Weg fortzusetzen. „Das Leben ist kurz. Du solltest die Musik machen, die dir wirklich am Herzen liegt.“ Und das glaubt man ihm.

Florian Zapf

Heute, 21 Uhr, Knust