: Lettland rückt näher
Bei der lettischen Theaterwoche kommen die Autorinnen auf dunklen Hirschen und mit starkem Nordwestwind im Gepäck ins Orphtheater
Im vergangenen Jahr war Lettland die Gastnation auf der Buchmesse in Frankfurt. Die Literatur des Landes hat sich uns schon mal vorgestellt. Jetzt macht sich eine halbe Hand voll Autorinnen aus Lettland auf, um in Berlin die Lettische Theaterwoche im Orphtheater im Schokoladen auf die Bühne zu bringen. Keine Angst! Es muss jetzt nicht gleich eine neue Sprache gelernt oder ein weiteres Wörterbuch angeschafft werden. Die Theaterstücke gibt’s auf Deutsch. Zum Auftakt heute Abend lesen Ruta Mezavilka und Mara Zalite aus ihren Gedichten und Prosatexten. Mara Zalite erzählt die Geschichte von Margarete, die nach 25 Jahren erneut wegen eines Mordes angeklagt wird, für den sie damals freigesprochen wurde. Der des dreifachen Mordes beschuldigten Frau droht die Todesstrafe und sie kämpft ums Überleben. Um auch hier nicht an der Sprachbarriere zu scheitern, werden Schauspieler als Dolmetscher engagiert. Ab Donnerstag beginnen dann die Inszenierungen der Autorinnen. „Ein starker Nordwestwind“ von Ruta Mezavilka feiert seine deutschsprachige Erstaufführung unter Regie der in Berlin lebenden Lettin Inga Rozentale. Erzählt wird die Geschichte einer in den Zusammenbruchswirren der Sowjetunion zerrütteten Familie. Mit der Unabhängigkeit Lettlands sieht sich die Familie vielen neuen Problemen gegenüber. Ab 26. November wird das Stück schließlich von „Die dunklen Hirsche“ abgelöst. Auch hier geht es um die Konflikte einer Familie – ausgelöst durch den Um- und Aufbruch der jungen alten Nation. Der Vater ist Landwirt und mehrmals mit seinen Geschäftsideen am freien Markt gescheitert. Zuletzt mit seiner Dunkel-Hirsch-Zucht. Niemand nimmt ihm die Tiere lebendig ab. Also: ab zum Schlachter damit. „Einspruch“, schallt es von der Tochter herüber, und sie macht sich auf, die Tiere zu retten. Die dunklen Hirsche galoppierten bereits sehr erfolgreich durch das Theater im Depot in Stuttgart und gelten auch als Highlight der lettischen Theaterwoche in Berlin. MAH