: Wahlsplitter und Kerry-Bush-Ente
Nancy Pelosi, die bisherige demokratische Fraktionschefin im Abgeordnetenhaus, ist am Dienstag erwartungsgemäß erneut in die größere Kongresskammer gewählt worden. Die 64-Jährige schlug im Wahlkreis San Francisco (Kalifornien) die Republikanerin Jennifer DePalma nach vorläufigen Ergebnissen mit 80 Prozent der Stimmen. Die Politikwissenschaftlerin leitet die demokratische Minderheit im Abgeordnetenhaus seit 2002 und ist damit die erste Frau in den USA auf einem derart herausragenden Kongressposten.
Barack Obama, der neue Star der demokratischen Partei, zieht als einziger Schwarzer in den US-Senat ein. Der 43-Jährige feierte am Dienstag im Bundesstaat Illinois mit seiner Familie vor tausenden jubelnden Anhängern einen überwältigenden Sieg. Nach Auszählung von knapp der Hälfte der Stimmen lag er bereits mit 70 Prozent in Führung. „Danke, Illinois!“, rief Obama bei seiner Wahlparty unter tosendem Beifall. Der Rechtsanwalt war auf dem demokratischen Parteitag in Boston durch eine mitreißende Rede und einen Aufruf zur Überwindung der tiefen Spaltung der US-Gesellschaft über Nacht bekannt geworden. Obama ist erst der dritte Schwarze, der in den vergangenen 150 Jahren einen Platz im Senat erobert hat.
Marion Barry hat wieder ein Amt. Washingtons früherer Bürgermeister, ein Demokrat, der wegen Drogendelikten vorbestraft und höchst umstritten ist, gewann einen Stadtratssitz in der Bundeshauptstadt. Nach US-Medienberichten schlug der 68-Jährige seinen republikanischen Gegenkandidaten mit 95 Prozent der Stimmen. Barry war Ende der Achtzigerjahre von der Bundespolizei FBI gefilmt worden, als er Crack rauchte. Nach einem halben Jahr in Haft trat Barry erneut an und wurde 1992 wieder Bürgermeister von Washington. Nach sechs Jahren im Amt kandidierte er nicht wieder. Der Afroamerikaner ist insbesondere bei den Schwarzen, die die große Mehrheit in Washington ausmachen, sehr beliebt.
John Kerry hat in Hongkong haushoch gesiegt. Bei einer „Entenabstimmung“ in einem chinesischen Restaurant gaben 60 Prozent der Gäste bei der seit dem 23. Oktober laufenden Aktion der „Kerry-Ente“ den Vorzug vor der „Bush-Ente“, teilte der Wirt mit. „Die meisten unserer Gäste unterstützen Kerry, weil Bush ein harter Bursche ist, der die Welt kontrollieren will“, erklärte der Mann, der nur seinen Vornamen Nie nannte. Die „Kerry-Ente“ sei in Sojasoße geschmort worden, während die „Bush-Ente“ langsam gekocht worden sei. Sie sei wegen Bushs „Kriegstreiberpersönlichkeit“ schärfer gewesen. Vielleicht wurde die „Kerry-Ente“ aber auch häufiger bestellt, weil sie um einen Euro billiger war. Nie sagte, der Preisunterschied erkläre sich mit Bushs höherem Status als Präsident.
Leroy Chiao, Astronaut, hat auch gewählt. Chiao gab seine Stimme an Bord der Internationalen Raumstation ISS über eine besonders gesicherte Leitung ab. Das Einsatzzentrum in Houston (Texas) leitete sein Votum an den Bezirk in Texas weiter, in dem Leroy normalerweise wohnt. Chiao ist der erste Astronaut, der sich aus dem Weltall an einer Präsidentenwahl beteiligt.