: Banken-Rating für den Regenwald
Der Umweltverband WWF ließ elf große Banken auf Umwelt- und Sozialstandards bei der Kreditvergabe überprüfen. Ergebnis: Die Kriterien sind meist nicht ausreichend. Dabei könnten solche Standards Teil des Risikomanagements werden
VON KATHARINA KOUFEN
Wer ist schuld, wenn in Brasilien oder Indonesien die Regenwälder abgeholzt werden? Die Papierindustrie, sagen die einen. Weil die so viel Holz braucht. Die Zeitungen, sagen die anderen. Weil die so viel Papier nachfragen. Die Regierungen in Brasilien und Indonesien, lautet eine dritte Meinung. Weil die skrupellos Geschäfte machen, Hauptsache, sie kommen an Devisen.
Jetzt setzt ein Umweltverband an einer vierten Stelle an, um das Abholzen von Wäldern zu verhindern: bei den Banken. Die finanzieren schließlich die Geschäfte mit dem Holz. Der World Wide Fund for Nature (WWF) beauftragte die Münchner Rating-Agentur oekom research, elf europäische Banken einem Umweltranking zu unterziehen. Alle seien in der Vergangenheit durch „kontroverse Finanzierungen“ aufgefallen, so der WWF.
„Bei Investitionen, die zu Lasten von Wäldern gehen, haben nur wenige Banken ausreichende Umwelt- und Sozialkriterien“, so das Ergebnis der Studie, die der taz vorliegt und die heute in Frankfurt vorgestellt wird. Den Wald schädigen Projekte wie Papiermühlen, Rohstoffplantagen zur Produktion von Palmöl, Ölpipelines und Staudämme. Prominentestes umstrittenes Beispiel ist der Dreischluchtenstaudamm in China, der vor kurzem seinen Betrieb aufnahm.
Oekom research untersuchte bei den Banken, ob Sozial- und Umweltstandards exisitieren, wie konsequent sie angewandt werden und wie transparent die Kriterien sind. Die meisten Banken hätten keine eigenen Standards für Finanzierungen entwickelt, fanden die Ratingexperten heraus. In der Regel erkennen die Geldinstitute international gängige Standards an, am häufigsten die Weltbankrichtlinien.
Einige Banken, u. a. die niederländische ABN Amro, die Dresdner Bank, die Hypovereinsbank und die West LB, haben diesen Sommer die so genannten Äquatorrichtlinien unterschrieben, die sich ebenfalls an die Standards der Weltbank anlehnen, etwa „Schutz gefährdeter Arten“, „kein Gebrauch gefährlicher Substanzen“ und „keine Umsiedlung von Menschen“.
Wie beim Firmenrating wurden dabei Noten von A plus bis D minus vergeben. Mit „B plus“ am besten schnitten die ABN Amro, die Deutsche Investitionsgesellschaft sowie die Hypovereinsbank ab. Die Dresdner Bank erhielt ein „C plus“, ebenso die Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW), die Entwicklungsprojekte der Bundesregierung finanziert und daher eigentlich besonders sensibel für Umwelt- und Sozialaspekte sein sollte. Die – in jüngster Zeit wegen der Finanzierung einer Ölpipeline in Ecuador besonders umstrittene – West LB wurde immerhin noch mit „C“ bewertet. Schlusslicht ist die Commerzbank mit einem „C minus“.
Drei der anvisierten elf Banken, darunter die Deutsche Bank, waren laut WWF nicht zur Zusammenarbeit bereit. Bei der Deutschen Bank hieß es gestern allerdings, man habe ausführlich mit dem WWF gesprochen. Im Übrigen sei die Deutsche Bank eines der ersten Finanzinstitute gewesen, die das Thema Umwelt auf der Agenda gehabt hätten.
Der Umweltverband hofft, mit dem Ranking den Anstoß für einen Strategiewechsel bei den Banken geben zu können. „Die Verankerung von Nachhaltigkeit soll als Instrument des Risikomanagements anerkannt werden und nicht als extern aufgezwungene Einschränkung von Finanzierungsaktivitäten“, heißt es in der Studie. Und das liege doch durchaus im Eigeninteresse der Banken.