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Archiv-Artikel

Hungerstreik gegen Haftbedingungen

In Griechenland verweigern fünf Globalisierungskritiker seit Ende September die Nahrungsaufname

MADRID taz ■ Der griechische Anwalt Jaris Lodis schlägt Alarm. „Einer meiner Mandanten kann sich kaum noch auf dem Beinen halten. In wenigen Tagen sind bleibende Gesundheitsschäden zu erwarten“, heißt es in einem Bericht des Verteidigers, der zusammen mit mehreren Kollegen das Anwaltsteam Legal 2003 gründete. Sie vertreten die 125 Globalisierungsgegner, die im Juni im Laufe der Proteste gegen den EU-Gipfel in Thessaloniki festgenommen wurden. Acht von ihnen sitzen seither in Untersuchungshaft. Seit Ende September sind fünf von ihnen nach und nach in den Hungerstreik getreten. Am Schlimmsten steht es um den Spanier Carlos Martín Matínez, dessen Untersuchungsergebnisse das Anwaltsteam am Wochenende bekannt gab.

Die Hungerstreikenden, ein Syrier, zwei Spanier, ein Brite und ein Grieche protestieren gegen ihre Behandlung durch die griechische Polizei und Justiz. Als erster trat der syrische Immigrant und Gewerkschafter Suleiman Dakduk vor 65 Tagen in Hungerstreik. Der Auslöser: Der griechische Haftrichter wollte ihn in seine Heimat abschieben, wo er als Regimegegner verfolgt wird. Zwei Wochen später schlossen sich vier weitere Inhaftierte dem Hungerstreik an – zum einen aus Solidarität mit Dakduk, zum anderen, um auf ihre eigene Situation aufmerksam zu machen. Die vier wurden Angaben der Verteidiger zufolge bei ihrer Festnahme und in der Haftanstalt immer wieder misshandelt. Die Polizei soll weiter bei der Festnahme die Rucksäcke der vier ausgetauscht haben. Statt Flugblätter sowie Selbstschutzausrüstung wie Wasser, Tücher, Gasmasken wurden ihnen Molotowcocktails und Zwillen untergeschoben. Der spanische Konsul, der Martínez und dessen Landmann Fernando Pérez mehrmals in Haft besuchte, bestätigt die Misshandlungen.

In den Informationen, die die griechische Polizei der örtlichen Presse zukommen ließ, werden die Hungerstreikenden als „internationale Terroristen“ gehandelt. REINER WANDLER