: Vorsicht beim Aufrechnen
betr.: „Ein Bischof sieht purpurrot“
Wir machen uns die Welt, wie sie uns gefällt, das war wohl das Motto von Herrn Mixas Predigt. Historische Fakten und logische Schlussfolgerungen stören da wohl eher. Stalin wurde in einem russisch-orthodoxen Priesterseminar erzogen, und Hitler besuchte katholische Schulen und Kirchen. Stalin sagte sich später von der Kirche los, von Hitler ist nicht bekannt, dass er ausgetreten wäre. Was die beiden aus ihrer christlich geprägten Jugend sicher mitgenommen haben, ist, dass man Menschen durch das Verbreiten von Angst und durch die Hoffnung auf ein Paradies prima auf Linie bekommen kann. Das hat dann jeder auf seine Weise auch versucht.
Es gibt sicher auch schlimme Atheisten (wobei immer noch die Frage bleibt, ob ihre Taten auf den Atheismus zurückzuführen sind), aber gerade eine Kirche, die seit 2000 Jahren so viel unschuldiges Blut an den Fingern kleben hat, sollte mit dem Aufrechnen von Köpfen vorsichtig sein. Und überhaupt, in Hitlers Deutschland waren 96 Prozent der Einwohner Christen, also wohl auch die meisten seiner Wähler, die meisten seiner Parteimitglieder, die meisten seiner KZ-Wächter. Und während einige aufrechte Christen, Seit an Seit mit Juden, Sinti, „Asozialen“ … und auch Atheisten in Lagern saßen, haben Bischofskollegen von Herrn Mixa fleißig die Rechte gen Himmel gereckt. Das zeigt für mich, dass es nicht der Glaube sein kann, der einen zum Guten oder Schlechten bringt.
Herr Mixa meint, dass, „wo Gott geleugnet oder bekämpft wird, da wird bald auch der Mensch und seine Würde geleugnet und missachtet“. Mit einem solchen Satz leugnet und missachtet er die Würde von Millionen von Atheisten, denen er humanes Handeln pauschal abspricht. RALF FRÜHWIRT, Leimen