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Archiv-Artikel

die arschloch-affäre Klein-Chicago in Braunschweig

Claudia Köhler (Ex-Strunz), 38, braungebrannt, weißlackierte Nägel, rote Trainingsjacke, betritt den Saal im Amtsgericht Braunschweig, schaut auf rudelweise Reporter, zickt Richtung Effenberg: „Was ist DAS denn hier?“ Stefan „Ich hab‘s allen gezeigt“ Effenberg, 35, grauer Anzug, weiße Streifen, Cowboystiefel, Kettchen, wohnhaft in Katar, Dora, Ritz-Carlton-Hotel, Fußball-Senior, schaut betreten nach unten.

„An diesem 19. Februar fuhr ich abends nach dem Spiel gegen Gladbach mit Claudia und den Kindern auf der A 2 Richtung Wolfsburg. Da sehe ich die Polizei neben uns. Kann auch sein, dass ich ein bisschen schneller gefahren bin, aber nie 50, 60 mehr als erlaubt. Die hatten mich ja sofort erkannt, auf‘m Kieker, hab‘ ich gleich gesehen. Bei Gifhorn wieder die, sofort blinkte es: Bitte folgen! Ewig mussten wir denen bis auf den Hinterhof einer Fabrik hinterherfahren. Claudia sagte noch: So ganz geheuer ist mir das nicht. Die Stimmung war irgendwie gespannt, übrigens hatten wir das Spiel verloren. Der Polizist kam: Ach, der Effenberg! Claudia: Das kann ja heiter werden! Ich zum Kofferraum, um meinen Führerschein zu holen. Ich sehe, dass der die Hand an der Pistole hat: Sind wir hier in Amerika? Er sagt: Nein, wir sind in Deutschland, in Braunschweig. Drin sag ich noch zu Claudia: Ist ja wie Klein-Chicago hier. Claudia geht hin, fragt, wie lang das noch dauert, die Kinder frieren. Ich meinte, dass es einfach ein Witz ist. Dann will der mich belehren, dass man in Braunschweig so nicht Auto fährt. Sowas gehörte sich in Braunschweig nicht. Er gibt mir die Papiere zurück, ich sage Schönen Abend noch. Er: Wie bitte? Ich: SCHÖNEN ABEND NOCH! Ich hab nicht Arschloch! gesagt. Claudia meinte auch, Schönen Abend noch hört sich gar nicht an wie Arschloch. Dass jetzt der Staatsanwalt eine Schublade aufmacht und sich auf den Stinkefinger 1994 und so bezieht, finde ich traurig. Meine Meinung ist, dass ich freigesprochen werden muss. Ich bin für Gerechtigkeit und Wahrheit.“

Wegen Beleidigung eines Polisten ist Stefan Effenberg gestern zu einer Geldstrafe von 100.000 Euro verurteilt worden. Weil er zweimal zu schnell fuhr, verhängte die Richterin zudem ein Bußgeld von zweimal 200 Euro. Protokoll: Kai Schöneberg

Siehe auch Seite 14