: IG Metall hart wie Kruppstahl
Gewerkschaftsspitze beschließt heute endgültige Lohnforderung. Auch der Bezirk Berlin-Brandenburg will vier Prozent mehr. Debatte über Arbeitszeit prägt Tarifrunde
BERLIN taz ■ Die IG Metall Berlin-Brandenburg hat sich als letzter der sieben Bezirke der Empfehlung der Gewerkschaftsspitze angeschlossen und fordert ebenfalls vier Prozent mehr Lohn in der anstehenden Tarifrunde. Dieses Volumen wird aller Voraussicht nach auch das Ziel sein, das die IG-Metall-Spitze heute in Frankfurt am Main endgültig beschließen wird. Die geltenden Tarifverträge laufen zum 31. Dezember 2003 aus.
Die Forderung von vier Prozent werde der wirtschaftlichen Lage der Branche gerecht und berücksichtige die „Produktivitätssteigerung und die voraussichtliche Inflationsrate“, sagte Hasso Düvel, Bezirksleiter Berlin-Brandenburg. Eine Erhöhung der Realeinkommen werde „die Kaufkraft zehntausender Privathaushalte stärken und den für 2004 prognostizierten Aufschwung stützen“. Der Verband der Metall- und Elekroindustrie (VME) lehnt die Forderung als „nicht akzeptabel“ ab. Die Firmen könnten dies „nicht leisten“, sagte VME-Hauptgeschäftsführer Hartmann Kleiner, die Branche befinde sich „seit fast drei Jahren in einer sehr schwierigen Lage zwischen Rezession und Stagnation“.
Die erste Verhandlungsrunde für die 3,4 Millionen Beschäftigten der Metall- und Elektroindustrie findet am 8. Dezember in Thüringen statt. Die übrigen Tarifregionen, darunter der traditionelle Pilotbezirk Baden-Württemberg, werden Mitte Dezember die Verhandlungen aufnehmen. Neben dem Streit um Lohnerhöhungen dürfte die Tarifrunde von der Diskussion über längere Arbeitszeiten geprägt werden. Der Arbeitgeberverband Gesamtmetall setzt sich für eine Öffnungsklausel ein, die auf freiwilliger Basis ein Arbeitsvolumen zwischen 35 und 40 Stunden ermöglichen soll. Die IG Metall lehnt dies ab und strebt eine reine Lohnrunde an.
Erschwert wird die Auseinandersetzung durch den Entgelt-Rahmentarifvertrag (ERA), der die Angleichung der Löhne und Gehälter von Arbeitern und Angestellten vorsieht. Die IG Metall hat sich verpflichtet, diese Reform mitzufinanzieren. Deshalb muss die Gewerkschaft einen Teil des Volumens der anstehenden Tarifrunde (1,39 Prozent) noch einbringen. THILO KNOTT