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Archiv-Artikel

blasse wahlalternative Ums gute Gefühl

Wir wählen auch an der Wursttheke zwischen Mortadella oder Dauerwurst. Dinge, die sich nicht verkaufen, liegen abseits – mit Wahlvereinen verhält sich das ähnlich. Doch an der Willensbildung dürfen auch exotischere Politlisten teilnehmen, alle werben, erhalten Wahlkampfkostenrückerstattung. Und die sorgt dafür, dass Personalstrukturen entstehen, um immer wieder zu kandidieren. Auch die „Wahlalternative – Arbeit und Soziale Gerechtigkeit“ wird nach den Landtagswahlen einige Planstellen einrichten können – viel mehr wird das linkssozialdemokratische Bündnis nicht schaffen.

KOMMENTAR VONCHRISTOPH SCHURIAN

Dabei ist die linke Sehnsucht so lang wie die Geschichte der Bundesrepublik: Endlich nicht das geringste Übel wählen – zu selten waren demokratische Glücksmomente etwa als Wähler von Willy Brandt oder den Achtziger-Grünen. Doch bald verjagte Realpolitik das Gefühl der Identität zwischen Wähler und Kandidat.

Auch die WASG ist ein Versuch, linken, gewerkschaftlichen, sozialdemokratischen Menschen ein politisches Zuhause zu geben. In den ersten Anfangsmomenten der WASG schwang sogar manche Hoffnung mit, dass sich dort die „fortschrittlichen Funktionäre der Arbeiterklasse“ zu Richtungsgewerkschaftern entwickeln, die die SPD ärgern und soziale Kahlschläge verhindern. Doch im Nebel der Programmlosigkeit, den kaum profilierten Köpfen ist wohl klar: Das gute WASG-Gefühl langt nur für ein paar Prozente, einige Referenten und den nächsten Wahlkampf.