: Algerien, zentraler US-Partner gegen Terror
US-Außenminister Colin Powell besucht Algier. Die Kooperation zwischen Algerien und der Nato läuft auf Hochtouren
MADRID taz ■ Algeriens Präsident Abdelasia Bouteflika hat heute einen ganz besonderen Gast: US-Außenminister Colin Powell. Der Besuch zeigt, wie gut sich Bouteflika, in den 70er-Jahren einer der wichtigsten Sprecher der Blockfreienbewegung, an die Weltkarte anpasst.
„Wir wollen über das Normale hinausgehen, was die Zusammenarbeit mit der Nato angeht“, bekräftigte der algerische Staatschef zu Jahresbeginn bei einem seiner Besuche im Nato-Hauptquartier in Brüssel. „Wir haben von Algerien viel zu lernen, was den Kampf gegen die Terrorismus angeht“, sagte der Nordafrika-Beauftragte im US-Außenministerium, William Burns.
Der seit 1992 andauernde Bürgerkrieg zwischen Armee und bewaffneten Islamisten mit über 100.000 Toten in Algerien scheint den USA und der Nato ein Garant für entsprechende Erfahrungen. Hinzu kommt die Verwicklung des algerischen Untergrunds in internationale Strukturen: Egal wo Zellen von al-Qaida ausgehoben werden, ob in Europa oder in Afghanistan, immer wieder sind Algerier darunter. Das Thema Terrorbekämpfung dürfte beim Powell-Besuch ganz oben auf der Liste stehen. Der US-Außenminister besucht auch Marokko und Tunesien, beides Schauplätze von Anschlägen in jüngster Zeit.
Die algerische Annährung an die Nato zeichnete sich schon vor den Anschlägen des 11. September 2001 ab. Doch seitdem entwickelt sie sich in Riesenschritten. Nach mehreren Besuchen algerischer Offiziere in Brüssel und bei den US-Truppen in Europa trat die Algerische Volksarmee (ANP) im Februar 2002 dem Mittelmeerprogramm der westlichen Allianz bei. Schiffe der VI. US-Flotte legen seither gern in Algier oder Oran an. Algerische Schiffe nehmen an Nato-Manövern auch außerhalb der eigenen Gewässer teil – etwa vor der Küste Exjugoslawiens. „Unser Dialog mit der Nato ist eine strategische Option“, bekundete Bouteflika bei seinem ersten Besuch im Nato-Hauptquartier im Dezember 2001.
In der Gruppe der sieben südlichen Mittelmeerländer des Nato-Programms – die anderen sind Ägypten, Israel, Jordanien, Mauretanien, Marokko und Tunesien – spielt Algerien auch geografisch eine besondere Rolle. Die lokale Presse berichtet, dass die USA eine Militärbasis im Süden Algeriens mitten in der Sahara errichten wollen, die bei Bedarf im Kampf gegen al-Qaida besetzt werden soll. Ähnliche Planungen werden zuweilen aus Mali gemeldet, wo sich im Sommer islamistische Geiselnehmer aus Algerien verschanzt hatten.
Algeriens Armee erwartet von der immer engeren Zusammenarbeit eine Modernisierung der eigenen Truppen und Strukturen. Ihre Ausrüstung ist oft veraltetes Material aus Zeiten des Warschauer Paktes, die Ausbildung der Offiziere lässt zu wünschen übrig. Wenn sie während des Bürgerkrieges überhaupt an moderne Waffen herankam, dann über Drittländer wie Tschechien oder Südafrika. Das hat sich geändert. Die USA liefern heute direkt. REINER WANDLER