: VerHerrlichung
NEONAZIS Am Samstag gibt es in Zeitz wieder Kampfhymnen von „völkischem Schwarzmetall“
Die Botschaft von „Nordglanz“ ist deutlich. Aus der dunklen Lärmcollage dröhnt: „Unsere weißen Heere“ stritten „für das Reich, für die Art. Germanien einst von Odin erschaffen, wird den Sieg für uns verschaffen“. Am Samstag, beim Konzert mehrerer NS-Black-Metal-Bands in Zeitz, Sachsen-Anhalt, dürfte Nordglanz auch intonieren: „Weiße Rose wird sie genannt, die Schande der geheimen Hand“.
„Wir wissen von dem Konzert in der Alten Skatklause“, bestätigt ein Pressesprecher der Stadt gegenüber der taz. Doch ob und wenn ja, welche Maßnahmen ergriffen werden, ist unklar. Das zuständige Landratsamt Burgerland gibt sich verschlossen: „Hierzu gebe ich keine Auskunft“, sagt der Leiter des Ordnungsamts. Am 25. April, einige Stunden vorher, wird im Schloss Moritzburg der Journalistin Andrea Röpke vom Bund der Lutherstädte der Preis: „Das unerschrockene Wort“ verliehen. Röpke, die auch für die taz schreibt, erhält die Auszeichnung für ihre entlarvenden Publikationen über die rechtsextreme Szene. Deutschland 2009: Zivilgesellschaft und Rechtsextremismus an einem Ort.
Keine fünfzehn Minuten Fußweg weg vom Schloss die Straße runter liegt die Skatklause. Dort findet zum dritten Mal binnen fünf Monaten ein Konzert mit Black-Metal-Bands statt, die in ihrer Musik Heidentum, Satanismus und Nationalsozialismus verbinden. „In dieser Szene wird das Heidentum als ‚natürlicher Ausdruck‘ des germanischen Volks verstanden, in der misanthropischen Vorstellung wird ein soziales Miteinander gänzlich negiert“, betont Christian Dornbusch, Rechtsrockexperte. In dieser „unheiligen Allianz“, hebt er hervor, wird das Juden- und Christentum vor allem wegen dem Gleichheitsgedanken vor Gott offen angegriffen.
Nur Provokation oder doch Politik? Die Bands des Abends lassen keine Zweifel aufkommen. Auf ihrer Website versichert Nordglanz, eine „hochpolitische Black-Metal-Band“ zu sein, die diesen „musikalischen Stil mit direkten politischen Aussagen“ verbinde. Der Verfassungsschutz Hessen stuft Nordglanz als „National Socialist Black Metal“ ein. Die Band tritt auch bei der NPD auf. „Permarfrost“ und „Todfeind“ stehen inhaltlich Nordglanz indes nicht nach. Permafrost covert gern: „Lasst die Messer flutschen in den Judenleib. Blut muss fließen knüppelhageldick“. Dornbusch denkt, ohne politischen Druck könnte sich die Skatklause als fester Ort in der Szene etablieren. ANDREAS SPEIT