: Liebäugeln mit Buxtehude
Niedersächsische Landesregierung lehnt Rettungsplan für die einzige staatliche Fachhochschule in Elbe-Weser-Region ab. Minister Stratmann bekräftigt Wille zur Privatisierung. Hamburger Handwerkskammer meldet Interesse an
von EVA WEIKERT
Der Frust bei Franziska Bockelmann sitzt tief. „Unsere Hoffnung ist tot“, sagt die Studentin an der Fachhochschule (FH) Buxtehude. Denn gestern hat Bürgermeister Jürgen Badur nach einem Gespräch mit der Landesregierung bekannt gegeben, Hannover werde der einzigen Hochschule in der Elbe-Weser-Region den Geldhahn zudrehen. Wissenschaftsminister Lutz Stratmann (CDU) lehnt das von einem Buxtehuder Aktionsbündnis vorgelegte Rettungskonzept ab. „Der Minister präferiert die Privatisierung“, erklärte sein Sprecher Thomas Reiter. Als Träger einer privaten Lehrstätte hat die Hamburger Handwerkskammer in Hannover Interesse angemeldet.
„Wir können uns vorstellen, als Teil eines Konsortiums Träger zu sein und führen darüber Gespräche mit der Regierung“, sagte Jürgen Hogeforster, Hauptgeschäftsführer der Hamburger Handwerkskammer der taz. Schon seit längerem sucht die Kammer nach einer Möglichkeit, ihren dualen Studiengang „Arbeitstechnischer Betriebswirt“ an einer FH zu etablieren, um statt des Kammerabschlusses den angesehneren Bachelor anbieten zu können. „Dazu brauchen wir eine FH“, erklärte Hogeforster. „In Buxtehude einzusteigen wäre ein höchstattraktives Modell.“ Als Vorbild führt er die private FH Diepholz/Vechta an. Diese wird von 160 Mitgliedsunternehmen und zahlenden Studierenden finanziert.
Das Aktionsbündnis will hingegen den Staat „nicht aus seiner bildungspolitischen Verantwortung entlassen“, betonte Bodo Stange, Geschäftsführer der IHK Stade. Es hatte ein Konzept präsentiert, dass den Finanzierungsaufwand des Landes von derzeit 3,5 Millionen Euro jährlich bis 2011 auf 60 Prozent reduziert. Um zu sparen hatte die schwarz-gelbe Landesregierung im September die Schließung der FH entschieden, die Architekten- und Bauingenieure ausbildet. Kammer-Chef Hogeforster sagte gestern: „Wir wollen das bestehende Angebot nur erweitern.“
Noch am Mittwoch hatten die Fraktionschef von CDU und FDP, David McAllister und Philipp Rösler, die Landesregierung ermahnt, die Schließung der FH bis zu einer abschließenden Bewertung der Alternativen aufzuschieben. In der CDU-Landtagsfraktion gebe es eine „massive Verärgerung“ über das Verhalten von Minister Stratmann, sagte der Landtagsabgeordnete Karsten Behr aus Stade der dpa.
Das Aktionsbündnis kann jetzt nur noch auf den Landtag setzen. Der stimmt in der kommenden Woche über das Haushaltsbegleitgesetz ab, das Minister Stratmann zur Schließung der FH ermächtigen soll.