das frühwerk komplett: cindy shermans untitled film stills

70 Fotografien bilden die zwischen 1977 und 1980 entstandene Serie „Untitled Film Stills“, die Cindy Sherman sofort in die erste Reihe der Künstler der so genannten Pictures Generation katapultierte. Diese Künstler, etwa Richard Prince, Barbara Kruger oder Sherry Levine, plünderten Werbung, Film und Kunstgeschichte, um Bilder über Bilder zu machen. Ihnen sekundierte eine neue Kritikergeneration, die in diesem Recycling das Verfahren eines kritischen Geschlechter- und Machtdiskurses entdeckte. Cindy Sherman hielt sich bedenkt. Sie sprach lieber von ihrer Lust am Verkleiden, am Film und positionierte sich jenseits diskursiver Überlegungen. Bei dieser Haltung bleibt sie auch in der Einleitung zu den erstmals komplett veröffentlichten Film Stills. Herausgeber des Bandes ist das Museum of Modern Art in New York, das 1995 die gesamte Serie erwarb. In „The Making of Untitled“ liest man nun, dass Cindy Sherman vor allem europäische Filme und Schauspielerinnen vor Augen hatte, als sie sich als biedere Buchverkäuferin oder schicke Gastgeberin an der häuslichen Bar (Nr. 49, 1979) inszenierte. Wieder ergibt sich eine neue Lektüre. Wo man bislang ausschließlich Amerika sah, glaubt man nun Rosselini zu entdecken. WBG

Cindy Sherman: The Complete Untitled Film Stills. Schirmer/Mosel Verlag, München 2003, 39,80 €