Niederlage der Kongress-Partei in Indien

Die Regierungspartei BJP siegt bei drei von vier Regionalwahlen. Drei dieser Staaten werden jetzt von Frauen geführt

DELHI taz ■ Die Wahlen für die Regionalparlamente in vier indischen Bundesstaaten haben der hinduistischen Regierungspartei BJP einen großen Sieg beschert. Die Kongress-Partei konnte die Macht nur in der Hauptstadt Delhi halten. In den drei anderen Staaten – Chhattisgarh, Madhya Pradesh und Rajasthan – muss sie den Regierungssitz räumen.

Das Erstaunliche dieser Wahl war das Ausmaß des BJP-Siegs. Im zentralindischen Madhya Pradesh, einem immer umkämpften Staat, erreichte sie eine Zweidrittelmehrheit. Im konservativen Rajasthan konnte die Partei erstmals die absolute Mehrheit gewinnen. Und in Chhattisgarh, wo der BJP-Spitzenkandidat vor kurzem bei einer Bestechung ertappt worden war, erreichte sie ebenfalls die absolute Mehrheit.

Die Kongress-Partei, die von Sonia Gandhi geführt wird, kann sich damit trösten, dass drei der vier Staaten nun von Frauen geführt werden, allerdings mit unterschiedlichen Profilen. Während in Delhi Sheila Dixit den Ruf einer netten Tante hat, die die Probleme der Haupstadt mit resoluter Hausfrauenart angeht, wird Rajasthan zum ersten Mal von Vasundhara Raje, der Vertreterin eines früheren Maharaja-Clans, geführt werden. Raje ist eine moderne Frau, die mit Pomp wenig anzufangen weiß und in ihrem ländlichen Wahlkreis eine erfolgreiche Armutsbekämpfung durchgeführt hat. Die schillerndste Figur ist Uma Bharati in Madhya Pradesh, die nur im Gewand einer „Sannyasin“, einer Hindu-Nonne, auftritt. In der Vergangenheit tat sich Bharati als glühende Vorkämpferin für eine „Hindu-Nation“ hervor. Im jüngsten Wahlkampf allerdings befleißigte sie sich strikter religionspolitischer Neutralität.

Der Kongress-Sieg in Delhi war, im Gegensatz zu den anderen Regionen, in Umfragen vorausgesagt worden. Die Chefministerin Sheila Dixit hatte in dieser traditionellen BJP-Hochburg eine erfolgreiche Privatisierung der Stromversorgung zustande gebracht, das Schnellbahnprojekt vorangetrieben, die Umrüstung des öffentlichen Transports auf Gasantrieb durchgesetzt und die Lebensqualität der Bewohner verbessert. Dieselben Entwicklungsparameter mögen aber die Niederlage ihrer Parteikollegen in den anderen Staaten besiegelt haben. Dort sind die Probleme allerdings weit komplexer als die eines kleinen und gehätschelten Hauptstadtstaats. Die BJP setzte auf Mängel in der Infrastrukturpolitik, verzichtete auf die polarisierende „Hindutva“-Karte und gewann. BERNARD IMHASLY