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Archiv-Artikel

Alle in den Pool

Die Mitarbeiter der städtischen Drogenhilfeeinrichtungen sollen ab Sommer 2004 für einen freien Träger arbeiten

Von eib

Bremen taz ■ Wenn Einrichtungen gestrichen oder zusammengelegt werden, wird das in aller Regel damit begründet, dass auf diese Weise unglaublich viel Geld gespart werden kann. Nicht so bei den gestern öffentlich gemachten Vorschlägen zur Umstrukturierung der Bremer Drogenhilfeeinrichtungen. Wie berichtet, sollen drei von bisher fünf regionalen städtischen Drogenhilfezentren geschlossen und die übrig gebliebenen gemeinsam mit dem zentralen Kontakt- und Beratungszentrum im Tivoli-Hochhaus an private Träger übergeben werden.

„Gespart wird dadurch kaum“, räumte Sozial- und Jugendsenatorin Karin Röpke (SPD) ein. Sie verteidigte den Schritt, der nächste Woche von den Sozial- und Gesundheitsdeputierten der Parteien beschlossen werden muss, als Qualitätssicherung. Die bisherigen regionalen Angebote hätten sich nicht bewährt und seien darüber hinaus wegen Personalmangels kaum noch in der Lage gewesen, ihrem Auftrag gerecht zu werden.

Diese Notsituation verdanken die Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen allerdings dem Personalabbau der vergangenen Jahre. Sobald jemand ausschied, wurde dessen oder deren Stelle nicht wieder besetzt, damit die gesetzte Vorgabe von rund 18 Stellen im Drogenhilfebereich erreicht werden kann. Zurzeit sind noch 22 Personen in dem Bereich beschäftigt. Bis auf vier sollen diese alle ab dem Sommer 2004 zum Personal eines freien Trägers gehören, dem die Aufgaben der kommunalen Drogenhilfe übertragen werden. „Das Personal muss mitbewegt werden“ formulierte es der städtische Referent für Suchtkrankenhilfe, Anton Bartling.

Doch das betroffene Personal hatte sich zuvor noch einmal in einem offenen Brief gegen die „Privatisierung“ gewendet. Kein Verständnis haben die Mitarbeiter außerdem für die Aufgabe der dezentralen Einrichtungen. Nur noch in Mitte und Nord sollen regionale Anlaufstellen für Drogenabhängige sein. Damit würden wohnortnahe niedrigschwellige Angebote aufgegeben, kritisieren die Mitarbeiter in ihrem Schreiben. „Wir wollen weiterhin auch vor Ort die Leute ansprechen“, sagt Sozialsenatorin Röpke. Dafür sollen die Sozialarbeiter zu Sprechstunden in die Stadtteile fahren. Wie oft so etwas angeboten werden kann, konnte sie allerdings noch nicht sagen. Eine gute Botschaft gab es dennoch: Das Kontakt-Café im Tivolihochhaus soll bereits im Januar wieder geöffnet werden. eib