Pistenpoker geht in die Verlängerung

Nachdem die Landebahn von Airbus in Hamburg schon vor dem Aus stand, gibt der Flugzeugbauer der Hansestadt nun noch einmal ein Jahr Zeit. Ob dann die für den Ausbau fehlenden drei Grundstücke enteignet werden können, ist offen

HAMBURG taz ■ Der Flugzeugbauer Airbus hat sein Ultimatum für die Verlängerung seiner Werkspiste in Hamburg-Finkenwerder aufgehoben. Das teilte der Konzern gestern in einer gemeinsamen Pressekonferenz mit dem Hamburger Senat mit. Bis 2006 hat die Stadt Zeit, ihren vor Gericht gescheiterten Planfeststellungsbeschluss nachzubessern und die Voraussetzungen für die Enteignung der erforderlichen Grundstücke zu schaffen. Gespräche mit der Kirchengemeinde des von der Verlängerung bedrohten Dorfs Neuenfelde waren Dienstag geplatzt.

Airbus begründet die geforderte Pistenverlängerung mit dem Wunsch, nicht nur die Basisversion, sondern auch schwerere Varianten des Jumbo-Jet-Konkurrenten A380 von Hamburg ausliefern zu wollen. Die Auslieferung der zweistöckigen Riesenflugzeuge nach Europa und in den Nahen Osten war eines der Arbeitspakete, die bei der Produktion des A380 zwischen Hamburg und der anderen großen Airbusfabrik in Toulouse verteilt wurden. Weil dabei das Flugzeug einmal komplett getestet wird, gilt die Auslieferung als Prestigeangelegenheit. Ohne Auslieferungszentrum verliere der Standort Hamburg wichtiges Know-how und Entwicklungsperspektiven, sagen die Flugzeugbauer. Direkt sind rund 100 Arbeitsplätze davon abhängig.

Wochenlang hatte der Senat mit den Eigentümern der Grundstücke verhandelt, die der Pistenverlängerung im Wege liegen. Nach einem Verkauf am Montag waren noch drei Eigentümer übrig, darunter die St.-Pankratius-Kirchengemeinde. Nachdem zuvor ein Schlichtungsverfahren ergebnislos abgebrochen worden war, hat der Kirchenvorstand am Dienstag einstimmig weitere Gespräche mit dem Senat und Airbus ausgeschlossen. „Alle Gespräche haben zu keiner Änderung der geplanten Airbus Start-und-Landebahn geführt“, stellte der Kirchenvorstand fest. Er werde fortan „keine außergerichtlichen Gespräche über den Verkauf des Grundstücks der Kirchengemeinde“ mehr führen.

Vertreter der Wirtschaft, der Gewerkschaften, der Volksparteien und der Landeskirche kritisierten die Entscheidung scharf. Die Handelskammer verwies auf „die Möglichkeit, den Kirchenvorstand aufzulösen und einen Beauftragten einzusetzen“. Bischöfin Maria Jepsen bestellte den Kirchenvorstand zu einer außerordentlichen Sitzung ein und will dessen Beschluss rechtlich prüfen lassen.

Der Kirchenvorstand beruft sich auf eine Eilentscheidung des Oberverwaltungsgerichts. Dieses hatte moniert, die Hamburger Wirtschaftsbehörde habe im Planfeststellungsverfahren „die für die Verlängerung sprechenden Gründe und die Rechte der von einer Enteignung bedrohten Grundeigentümer unvollständig und voraussichtlich fehlerhaft gegeneinander abgewogen.“ Der Senat will das korrigieren: Mittlerweile seien die negativen Folgen einer ausbleibenden Pistenverlängerung klarer.

Bürgermeister Ole von Beust (CDU) versicherte, der Senat sei weiter gesprächsbereit, ließ aber keinen Zweifel daran, dass er mit die nötigen Enteignungen vorbereiten wolle. Die Grundeigentümer hätten „mit ihrer Haltung mit zu verantworten, dass möglicherweise ein für Hamburg und für den Industriestandort Deutschland so immens wichtiges Vorhaben scheitert“, so der Bürgermeister. GERNOT KNÖDLER