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Archiv-Artikel

Ein Shaolin Tempel für Rainer Deyhle

In Berlin gibt es viele Buddhisten. Deshalb hat Rainer Deyhle ein erstes und nun auch ein zweites Shaolin-Zentrum bauen lassen. Das bringt Zulauf, vor allem aber bringt es Geld

„In Berlin gibt es 50.000 bis 100.000 Buddhisten“, schätzt Rainer Deyhle. 1989 reiste der damals 24-jährige Jurastudent in die Volksrepublik China, weil er von der Kampfkunst der Shaolin-Mönche fasziniert war. Er blieb ein halbes Jahr und wurde Buddhist. „Die Mischung aus Weltentsagung, Friedfertigkeit und der Lehre des Shaolin hat mich beeindruckt“, so der Sohn des einstigen „Stella“-Musical-Tycoons Rolf Deyhle.

Mit einem Dreipunkteplan wurde der Hobbykampfsportler 1999 vom Abt beauftragt, Shaolin nach Deutschland zu bringen. Punkt eins war die Eröffnung eines Shaolin Tempels am Kurfürstendamm 2001 – der galt als als direkter Ableger des Song-Shan-Tempels in der chinesischen Provinz Henan.

Die 500 Quadratmeter wurden allerdings schnell zu klein, und so trat Punkt zwei auf den Plan: die Eröffnung eines 2.000 Quadratmeter großen Tempels in der Franklinstraße 10 in Charlottenburg, dessen Eröffnung am Donnerstag mit viel Prominenz gefeiert wurde.

Der dritte Punkt wird der Nachbau des Muttertempels im Umland von Berlin werden. Das liegt allerdings noch in ferner Zukunft.

Der historische Shaolin Tempel wurde im Jahr 495 n. Chr. von dem indischen Mönch Batuo gegründet. Das Kloster gilt als die Wiege der chinesischen Kampfkunst und auch des Zen-Buddhismus.

Im Shaolin Tempel Deutschland, dem größten Tempel außerhalb Chinas, geben zehn Kampfmönche ihre Künste, die früher nur innerhalb des Tempels vermittelt wurden, an ihre deutschen Schüler weiter. Jeden Tag unterrichten sie SchülerInnen in Tai-Chi, Qi Gong, Kung Fu, Meditation, dem buddhistischen Ritus und chinesischer Medizin.

Zusätzlich gibt es Managerseminare. „Das ist ein offener Tempel, in den jeder reinkann wie in eine Kirche“, betont Deyhle. „Um hier an Seminaren teilzunehmen, muss man kein Buddhist sein. Wer sich aber intensiv mit der Kultur beschäftigt, tritt früher oder später dem Buddhismus bei“, fügt er hinzu.

Was er nicht sagt: Das Ganze ist recht einträglich. Deyhle hat sich nämlich die Marke Shaolin rechtlich sichern lassen. Das bringt ihm viel Geld. Und das soll auch so weitergehen. Am heutigen Samstag findet im neuen Shaolin Tempel Deutschland e. V., Franklinstraße 10, um 11 Uhr eine öffentliche Eröffnungsfeier statt. Dabei werden die neuen Buddhastatuen von Seiner Heiligkeit Shi Yong Xin geweiht. Bei dieser Zeremonie wird die so genannte Augenöffnung vorgenommen, die aus den Statuen erst einen Buddha macht. Den Figuren wird dabei durch das Vorhalten eines Spiegels sozusagen Leben eingehaucht.

Und dem Shaolin-Imperium, Kundeninteresse vorausgesetzt, neues Kapital. ANNA MECHLER