: Und schon wieder Folter!
betr.: „Ermittler forschen im Kasernenkeller“, „Große Zeiten, kleine Menschenwürde“, taz vom 22. 11. 04, „ Folterskandal sorgt Politiker“, taz vom 25. 11. 04
Wo ist Deutschland, das Deutschland nach Hitler, Völkermord, systematischer Ausrottung von „niederen Menschen“ angekommen? Wir erleben jetzt in den Nachrichtensendungen Berichte über Soldaten der Bundeswehr, einer Wehrpflichtarmee, die ihre eigenen Kameraden mit rechtswidrigen Mitteln „auf Kriegsgefangenschaft und Folter“ vorbereiten möchten. Sind wir schon (wieder) so weit, müssen wir Menschen ausbilden, damit sie im „Urwald da draußen“ überleben können?
Wo waren hier die Vorgesetzten, die eine Führungsaufgabe und natürlich auch Kontrollfunktion haben? Wie kann es möglich sein, dass krankes Gedankengut in einem System der Beobachtung und gegenseitigen Hilfe in dieser Form ausgelebt werden kann? Fragen, die einer Beantwortung bedürfen.
So lange wir hier junge Menschen unter Zwang, im Rahmen der Wehrpflicht an „die Front“ schicken, haben wir eine besondere Verantwortung für deren Wohlergehen. Misshandlungen, Übergriffe jeglicher Art haben zu unterbleiben. Bei Zuwiderhandlung müssen die Richtlinien unseres Rechtsstaats hier unverzüglich greifen – zum Schutz des Einzelnen, aber auch und gerade zum Schutz einer ganzen Nation. Es gibt hier keine Ausnahme. So wie es ein bisschen Schwangerschaft, ein bisschen Folter, ein bisschen Aids nicht gibt, darf es auch kein Einbrechen in die Unveräußerlichkeit von Leben, Körper, Psyche und Geist eines Bürgers geben.
DIETMAR MÜLLER, Arnsberg
Wir haben es weit gebracht! Misshandlungen in der Bundeswehr mit simulierten Geiselnahmen unter Anwendung der unmenschlichen Kapuzenfolter.
Sicher, es sind wieder Einzelfälle, solche Exzesse stehen nicht im Dienstplan, aber was haben sich denn die befehlshabenden Offiziere dabei gedacht? Die Torturen sind auch noch gefilmt worden. Die „World-wide US“-Praktiken sind anscheinend schon globalisiert! Hoffentlich passen wir uns nicht weiter in Sachen „Menschenrechtsauslegung“ den neuen Praktiken der Kämpfer des Kreuzzugs gegen das Böse an. Diese Wege sollten wir besser nicht beschreiten.
HORST STEINLE, Bad Urach
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