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Archiv-Artikel

unistreik Das Fest der Liebe

Was unterscheidet den Unistreik 2003 von studentischen Protesten vor fünf oder zehn Jahren? Antwort eins: Der Kapitalismus darf bleiben. Antwort zwei: Konkreter werden die Forderungen dadurch aber auch nicht.

Kommentar von UWE RADA

Natürlich. Die Kürzungen von 75 Millionen Euro sollen zurückgenommen werden. Studiengebühren sind auch tabu. Ist ja nicht falsch, nur: Wo bleibt der gesellschaftliche Kontext? Wo bleiben die Ökonomen und Soziologen, die eine gesellschaftliche Gesamtrechnung aufmachen? Wo die Medizinstudenten, die die sozialen Folgekosten der Kürzungspolitik berechnen. Wo die Pisa-Spezialisten von morgen, denen zur Zukunft der Bildung nicht nur einfällt: Landwirtschaft an der HU muss bleiben?

Natürlich, diesen Fragen muss man sich nicht stellen. Uniproteste sind immer beides: politische Bewegung und biografische Erfahrung. Wer einmal einen Streik organisiert hat, weiß, wie die Dinge laufen. Das hilft im Leben, auch dann, wenn man später mal auf der anderen Seite des Schreibtisches sitzt.

Man kann sich diesen Fragen aber auch stellen. Warum nicht in die Kommission drängen, die die SPD plötzlich aus dem Hut zaubert? Schließlich wäre es auch im Interesse der Studierenden, die Details der Sparmaßnahmen nicht alleine den Unipräsidenten zu überlassen.

Stattdessen geht alles seinem vorhersehbaren Ende entgegen – den Weihnachtsfeiertagen. Da kann man sich prächtig bei Muttern erholen und sich im neuen Jahr dann die Fotos vom Streik zeigen.

Apropos. Dass die CDU jetzt ihre Solidarität mit dem Streik entdeckt hat, muss wohl auch mit dem Fest der Liebe zu tun haben. Vielleicht aber ist es auch Dankbarkeit darüber, dass wenigstens die CDU-Landeszentrale nicht besetzt wurde. Aber das kann ja noch kommen. Spätestens, wenn die Studis nach dem nächsten Machtwechsel Kopfpauschalen zahlen müssen.