: Kein Brot? Esst Computerchips!
Weltinformationsgipfel will mit digitaler Technologie Hunger und Seuchen bekämpfen
GENF dpa/taz ■ Die fast 180 Teilnehmerstaaten am ersten UN-Weltinformationsgipfel haben sich endgültig auf einen Aktionsplan und einen Prinzipienkatalog verständigt. Die Papiere würden ohne weitere Aussprache und Änderung am Nachmittag unterzeichnet, erklärte ein Delegationsmitglied gestern. Es sollen im Kampf gegen Krankheit und Hunger gezielt Informationstechnologien eingesetzt werden. Bis 2015 soll erreicht werden, dass Schulen und andere öffentliche Einrichtungen auch in der Dritten Welt das Internet nutzen können. Der Aktionsplan soll bis 2005 umgesetzt werden, wenn in Tunesiens Hauptstadt Tunis der zweite Teil des UN-Gipfels stattfindet.
Im Mittelpunkt der dreitägigen Mammutkonferenz mit über 10.000 Teilnehmern standen Lösungen zur Überwindung der „digitalen Kluft“ zwischen den Industriestaaten und den ärmeren Ländern. Der Präsident Senegals, Abdoulaye Wade, zeigte sich zufrieden, dass nun die Finanzierung der nötigen Infrastruktur in Angriff genommen werden soll. Er hatte vor dem Gipfel die Einrichtung eines „digitalen Solidaritätsfonds“ gefordert. Allerdings ist das jetzt nicht geschehen. Es soll lediglich eine UN-Arbeitsgruppe bis Jahresende die Notwendigkeit eines solchen Fonds prüfen. Um Afrika und unterentwickelte Teile Asiens und Südamerikas an das „Web“ anzubinden, werden nach Expertenschätzungen mindestens fünf Milliarden Euro benötigt.
Bei EU-Informationskommissar Erkki Likkanen stießen die Rufe nach einem Fonds auf taube Ohren. „Es gibt eine Menge Bürokratie, eine Menge Verwaltung, aber nur wenig Finanzierung“, sagte er. „Wenn es denn nachweislich zu einer verbesserten Nutzung und einem besseren Gegenwert für das Geld kommt – dann werden wir sehen.“ Allerdings scheint in Genf etwas Bewegung in die starre Haltung der westlichen Regierungen gekommen zu sein, denn die Industrie, die etwa wie Siemens beim Gipfel vertreten war, möchte ihre Produkte absetzen – gerade auch in unterentwickelten Ländern, wo es hohe Wachstumschancen für Unternehmen gibt, die sich frühzeitig auf dem Markt positionieren.
„Ein Gipfel mit vielen Versprechungen und wenig Substanz“, meinte gestern ein Vertreter einer Nichtregierungsorganisation (NGO). Aber das habe er auch nicht anders erwartet. So wartet man jetzt auf Tunis 2005.