Wie werde ich FilmvorführerIn? Eine Berufskunde

Hochgiftiger Nitrofilm, Filmrollen mit rund zwanzig Minuten Film, 151-minütige Vorstellungen von Ben Hur, Überblendungen beim Rollenwechsel mit zwei Projektoren, Projektorenwartung – so sah es aus, als der Beruf des Filmvorführers noch ein Ausbildungsberuf war. Im Tarifvertrag des Bundes mit den Gewerkschaften vom 11.7.1966 steht der Filmvorführer noch in einer Lohngruppe mit dem „Hilfsbuchbinder“ und dem „Pförtner oder Boten nach dreijähriger Bewährung“. Den explosiven Nitrofilm allerdings hat das Sicherheitsfilmgesetz von 1957 aus den Vorführräumen verbannt. Und auch mehr als eine Filmrolle wird heute nicht mehr oft gebraucht.

Heutzutage ist das Filmvorführen ein Job, der durch mündliche Überlieferung von den Alten gelernt wird. „Man lässt sich’s zeigen und hat es in ein paar Tagen gelernt. Das ist nicht so kompliziert“ sagt der Nachmittagsvorstellungsvorführer eines Bremer Kinos.

Noch schneller erlernt sich das Filmvorführen mit den digitalen Projektoren, die in Deutschland beispielsweise beim Festival „European DocuZone“ Anfang November in 112 Kinos zum Einsatz kamen. Klar ist, dass die Anzahl der digitalen Projektoren in den kommenden Jahren weiter steigen wird: Die Geräte werden über Satellit, Kabel oder DVD mit Daten versorgt, die Kosten für Kopien und Transport der Filmrollen werden minimiert. Der Filmvorführer wird zum Knöpfchendrücker.

Trotzdem gibt es nach wie vor Kurse bei den Landesbildstellen bzw. Landesmedienstellen, in denen man von Profis lernen kann, wie ein 16mm-Projektor sachgerecht bedient wird. Gedacht sind die Kurse eigentlich für LehrerInnen. Aber das mit den Lehrern „hat sich verlaufen, seit es Video und DVD gibt“, ist in der Landesbildstelle Niedersachsen zu erfahren.

In Bremen waren die Kurse für Lehrer früher verpflichtend, heutzutage sind sie freiwillig, kostenlos und offen auch für Nicht-Lehrer. Je nach Geschick der Teilnehmer dauern die Kurse zwischen 45 Minuten und zwei Stunden. Für Nostalgiker gibt es danach auf Anfrage einen Filmvorführschein, der offiziell berechtigt, einen 16mm-Projektor zu bedienen. kli