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Archiv-Artikel

Schon wieder braunes Gesocks

Nazi-Aufmärsche werden zum Dauerbrenner. Morgen ist Adlershof dran. Antifas und Bürgerinitiative gegen Rechts stellen sich quer – mit vier Gegenkundgebungen

Vor zwei Wochen demonstrierten sie gegen den rechten Aufmarsch in Lichtenberg, vor einer Woche waren sie unterwegs im sächsischen Pirna und morgen steht Adlershof im Bezirk Köpenick auf dem Programm: Den Antifas müsste so langsam die Puste ausgehen.

Tut sie aber nicht. Bereits um 10 Uhr wollen sich die Gegendemonstranten am Platz der Befreiung und am Marktplatz Dörpfeldstraße treffen, um den Aufmarsch der rechtsradikalen Kameradschaft Berliner Alternative Süd-Ost (Baso) zu verhindern. Weitere Gegenkundgebungen sind um 12 Uhr am S-Bahnhof Spindlersfeld und am Mandrellaplatz geplant. Dort sollen die Rechten mit Trillerpfeifen ausgepfiffen werden. Die Neonazis wiederum wollen um 11 Uhr am S-Bahnhof Adlershof zusammenkommen und über die Dörpfeld-, Müggelheimer und Seelenbinderstraße zum S-Bahnhof Köpenick ziehen. Der Grund ihres Aufmarschs: Sie fordern ein „freies Jugendzentrum“.

Alles Mumpitz, sagt der Adlershofer Bürgerverein Cöllnische Heide. Um „national befreite Zonen“ gehe es denen. In einem offenen Schreiben hatte der Verein Innensenator Ehrhart Körting (SPD) aufgefordert, den Nazi-Aufmarsch zu verbieten. Zu den Unterzeichnern gehörte unter anderem die Literatur-Nobelpreisträgerin Elfriede Jelinek. Körting lehnte jedoch ab und verwies auf die schwierige Rechtslage.

Die „Mobile Beratung gegen Rechtsextremismus“ (MBR) beobachtet in den jüngsten Aufmärschen eine grundsätzlich neue Strategie der Neonazis. Bereits vor einem Jahr war die Baso mit rund 200 Anhängern in Treptow-Köpenick aufmarschiert. Damals lautete das Motto noch „Nationale Zentren erkämpfen“. Inzwischen scheinen sie sich in ihrer Wortwahl zu mäßigen. Mit sozialen Themen werde versucht, „die demokratische Öffentlichkeit für sich zu vereinnahmen und Jugendliche für ihre Zwecke zu rekrutieren“, sagt MBR-Leiterin Bianca Klose.

Als Redner bei den Rechten wird unter anderem der vorbestrafte Hamburger Neonazi Christian Worch erwartet, der sich als Daueranmelder zahlreicher Aufmärsche bundesweit einen Namen gemacht hat. Auch René Bethage, ehemaliger NPD-Funktionär und Oberkader der Baso, ist als Redner mit von der Partie.

Die Polizei erwartet insgesamt etwa 400 Neonazis, die sie mit rund 1.000 Beamten begleiten will. FELIX LEE